Teatro español actual - Spanisches Theater heute

Ausgabe 97: Amazonas
Ausgabe 97: Amazonas

Spanien scheint sich zu einem Land der Cineasten zu entwickeln. Jeder aufmerksame Spanien Reisende wird schon beobachtet haben, welchen Stellenwert internationales wie nationales Kino zunehmend im kollektiven Bewußtsein der Spanier einnimmt. Nach der Krise der achtziger Jahre, ist seit Beginn der Neunziger Jahre ein erneuter Aufwärtstrend in den Statistiken zu verzeichnen. Vor den Kinosälen der großen Städte stehen die Menschen wieder Schlange, die Produktionen von spanischen Jung Filmern erleben einen Boom und bei der Jugend gehört der Kinogang und das 'Fachsimpeln' über die letzten Highlights zur allgemein gepflegten Freizeitpraxis.

 

Ganz anders das Theater. Nicht selten ist von "Theater-Machern' die Klage über das unterentwickelte Interesse der Landsleute an ihrer Arbeit zu vernehmen. Mit wehmütig-neidvollem Blick schaut so mancher auf die Kino-Branche oder auch auf das lateinamerikanische Theater, das von vielen als 'paradiesisch' verklärt wird. Auch wenn sich in jüngster Zeit eine Trendwende bei den Zuschauerzahlen zu akzentuieren scheint, ist an der Klage wohl etwas dran. Abgesehen von den stark kommerzialisierten Spielstätten des leichten Geschmacks kommen nur die wenigsten Häuser und Theatergruppen ohne zumindest vorübergehende Zuschüsse aus der öffentlichen Hand aus, sei es in Form von Trägerschaften, direkter Unterstützung, Finanzierung von Festivals oder welcher Art auch immer.

 

Diese Situation mag in anderen europäischen Ländern nicht grundsätzlich anders sein und die Diskussion um die Art der staatlichen Intervention im Kulturbetrieb anheizen (häufig wird kritisiert, daß Gelder in Prestige- und Großprojekte rund um die 'staatlichen' Theater fließen, während 'kleine' Theater, freie Gruppen und allen voran die Autoren mit Almosen bedacht werden). Doch die Qualität des spanischen Theaters scheint durch solche Widrigkeiten nicht berührt zu werden (wenn es erlaubt ist, so verallgemeinernd zu sprechen). Trotz einiger Unkenrufe hat das spanische (Autoren-)Theater in den letzten Jahren eine sehr positive Entwicklung genommen, die den internationalen Vergleich keineswegs scheuen muß. Neben den schon seit Jahrzehnten tätigen 'alten Hasen' ist seit Ende der 80er Jahre eine junge 'Generation von Autoren herangewachsen, die ein nachdenkliches, gelegentlich provokantes und selbstbewusstes Theater macht, das vor allem durch seine Vielfältigkeit besticht.

 

Wie Wilfried Floeck in diesem Heft betont, wird davon hierzulande recht wenig Notiz genommen. Im Gegensatz zur spanischen Narrativik, der nicht erst seit Javier Marias in Deutschland etwas Aufmerksamkeit geschenkt wird, glänzt das spanische Theater weder durch seine hiesige Bühnenpräsenz noch durch überschwängliches verlegerisches Interesse an der Übersetzung.

 

Trotz oder gerade wegen den oben genannten Gründen haben wir den Themenschwerpunkt spanisches Theater in Matices gewählt. Wie immer können nur ‘matrices' - Schattierungen Nuancen. Ausschnitte - aufgezeigt werden. Sicherlich wäre noch weit mehr über das Thema zu sagen. Einige Aspekte mußten ganz bewußt aus leidigen Platzgründen herausgelassen werden. Dennoch hoffen wir, daß ein Eindruck des Ganzen entsteht, zumal auch einige "Originalstimmen zu vernehmen sind.

 

die Redaktion

Inhaltsverzeichnis

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Spezial: Teatro español - Spanisches Theater der Gegenwart

Kultur

 

Bücher

  • José Martí: Diarios
  • Roberto Bolaño: Los detectives salvajes
  • Ignacio Vidal-Folch: La cabeza de plástico
  • Jodorovsky: Die Techno-Väter
  • Uwe Schulz: Erasmus von Rotterdam
  • Pedro Juan Gutiérrez: Trilogía sucia de La Habanna
  • Ernesto Cardenal: Verlorenes Leben
  • Aina Torrent-Lenzen: Bisagras