Carminho. Neue Stimme des Fado

Der portugiesische Fado hat die 1984 in Lissabon geborene Carminho (Maria do Carmo de Carvalho Rebe- lo de Andrade) bekannt gemacht. Nach ihrem großen Erfolg mit dem Album „Carminho Canta Tom Jobim“ (2016), eine zugleich respektvolle und leidenschaftliche Hommage an den berühmten brasilianischen Song- writer, präsentierte sie im Dezember 2018 „Maria“, ein brandneues Album mit vielen Eigenkompositionen. Fado ist ihr Leben, und kaum eine andere Sängerin verleiht dieser portugiesi- schen Form des Liedes so viel Kraft, Leidenschaft und Tiefe wie Carminho. Weltweit gilt sie als derzeit beste und innovativste Fado-Sängerin und wird seit ihrem Debüt „Fado“ (2009) als ́neue Stimme des Fado ́ weit über Portugal hinaus gefeiert. Alle drei Nachfolgealben gingen auf Anhieb auf Platz 1 in die portugiesischen Charts. Sie spielte in Carlos Sauras Film „Fados“ mit und wurde 2015 zum „Commendador“ des ́Ordens des Infanten Dom Henrique ́ ernannt. Frank Keil sprach für Matices mit Carminho über ihren Werdegang. 

von Frank Keil

 

Welchen Einfluss haben Deine Eltern auf Deine musikalische Entwicklung und Karriere gehabt?

Meine Eltern haben mir die Liebe zum Fado vererbt. Sie haben in unserem Haus viele Fado-Konzerte veranstaltet und ich bin als kleines Kind mit dieser Musik aufgewachsen, die dann später Berufung und Beruf zugleich wurde. So habe ich schon damals eine Künstlerin wie Amália Rodrigues getroffen, die mich bis heute beeinflusst.

 

Du hast einen Studienabschluss in Werbung und Marketing gemacht, Dich aber danach ganz dem Fado zugewandt. Warum kam es zu dieser Entscheidung?

Das absolvierte Studium hat mich weder beruflich noch persönlicherfüllt. Mit ́Taschengeld ́ aus Gesangsjobs bin ich um die Welt gereist, um mich wirklich zu finden. Am Ende dieser langen Reise war klar, ich werde ́Fadista ́ und kam dann auf eines der vier Angebote zurück, die ich für mein Debütalbum hatte.

 

Welche Entwicklung hast Du mit Deinen fünf Alben zwischen „Fado“ (2009) und „Maria“ (2018) durchlaufen?

Ich kann mich bis heute mit jedem Album identifizieren, die jeweiligen Titel waren zur jeweiligen Zeit wichtig für mich und meine künstlerische Entwicklung. Es ging zunächst um meine Kindheit, dann die stilistische Erweiterung des Fado und um Fusionen. Die Zusammenarbeit mit brasilianischen Stars wie u.a. Chico Buarque und Caetano Veloso war ein weiteres intensives Erlebnis für mich und meine Karriere. Mit dem Album „Carminho Canta Tom Jobim“ (2016) habe ich mich respektvoll und leidenschaftlich vor dem brasilianischen Songwriter Antonio Carlos (Tom) Jobim verbeugt. Brasilien ist so etwas wie meine zweite Heimat, die Sprache verbindet es mit Portugal, aber ansonsten ist sehr viel total anders. Und ich hoffe, dass die Freundschaften zu KünstlerInnen wie Milton Nascimento oder Marisa Monte auch weiterhin bestehen bleiben. All diese Erfahrungen haben mich letztendlich ermutigt, „Maria“ aufzunehmen und zu veröffentlichen.

 

Was gibt es Besonderes über „Maria“ zu erzählen, über die Entstehung und die Produktion?

Es ist ein sehr persönliches Album geworden, ich schrieb einen Großteil der Songs selbst. Und ich war als ausführende Produzentin neben João Pedro Ruela, Diogo Alves, Marta Pelágio und Ruela Music aktiv an der Entstehung von „Maria“ beteiligt. Alle Songs wurden im Bela-Flôr-Studio von Artur David mit Assistenz von Daniel Silva aufgenommen, lediglich „As Rosas“ entstand in den Atlantico Blue Studios. Gemischt wurde „Maria“ von Artur David und mir selbst. So ist am Ende eine ganz spezielle Fado-Erfahrung, ein `Fado-Erlebnis` entstanden, an dessen Gefühlswelt ich auch die Zuhörerteil- haben lassen möchte.

 

Im Sommer und Herbst kommst Du erneut nach Deutschland, Österreich und die Schweiz auf Tournee, welche Musiker begleiten Dich, welche Show erwartet alte und neue Fans?

Ich freue mich auf Deutschland, denn bei Euch wurde Fado immer honoriert. Wie auf dem Album kann ich für die „Maria“-Tournee auf die musikalische Unterstützung hochkarätiger Musiker bauen, darunter sind Flávio César Cardoso mit der traditionellen Viola de Fado und Luís Guerreiro mit der portugiesischen Gitarre. Im Vordergrund steht die Präsentation von neuen Songs wie „A Tecedeira“ und „Sete Saias“ aber auch alte Hits und Klassiker wird man selbstverständlich von uns hören. 

Tourdaten:

  • 23.07. A-Wien/Theater am Spittelberg
  • 24.07. A-Wien/Theater am Spittelberg
  • 26.07. Mannheim/Seebühnenzauber
  • 27.07. Meiningen/Schloß Elisabethenburg
  • 29.09. Mainz/Frankfurter Hof
  • 02.10. CH-Zürich/Kaufleuten