Portugal, am Südwestrand Europas gelegen, war einst das Tor zur Neuen Welt. Im Gegensatz zu seinem iberischen Nachbarn, dessen Ziel es war, schnelle Gewinne zu machen, gingen die Portugiesen, den Aufbau ihres Weltreiches gezielt an. Die Spanier erzählten Geschichten von El Dorado, die Portugiesen hingegen hatten einen Plan. Sie schufen Handelsbeziehungen. Keine Hau-Ruck-Conquista, sondern solider, durchdachter Aufbau von Strukturen. Die Seefahrernation war in ihrem Vorgehen sehr modern. Zwei Drittel der bewohnten Erde entdeckten sie auf dem Seeweg.
Als EU-Mitglied gelang es ihnen mit ihrer pragmatischen Art, den ökonomischen Entwicklungsrückstand im europaweiten Vergleich aufzuholen. In manchen Fällen übertrieben sie dabei ein wenig, zum Beispiel beim Straßenbau (umgerechnet auf die Bevölkerung, gibt es in Portugal 60 Prozent mehr Straßen als in Deutschland) und vergaßen darüber ein Pfund, mit dem sie eigentlich wuchern könnten: Ihre Randlage. Portugal besitzt 832 Kilometer Küstenlinie, und ist damit im Verhältnis zur Landmasse, die größte Meeres-Wirtschaftszone Europas.
Momentan scheint Portugal nicht recht zu wissen, wohin die Entwicklung geht. Sie sind zum einen fest eingebunden in die EU und befinden sich dort in einer ähnlich prekären Situation, wie ihre südeuropäischen Nachbarn - die Jugendarbeitslosigkeit ist mit 37,4 Prozent (2014) ähnlich hoch wie in Spanien (56 Prozent) und Griechenland (um die 60 Prozent) - zum anderen ist Portugal weiterhin verbunden mit seinen ehemaligen Kolonien, wohin viele Portugiesen mittlerweile auswandern, weil es dort Arbeit für sie gibt.
Die Szene auf dem Titelbild mutet surreal an. Ein Paar roter Schuhe steht verloren in der Lissabonner Innenstadt und zieht verwunderte Blicke auf sich. Es heißt, um sich zu finden, muss man sich erst einmal verlieren. In der EU findet Portugal kaum Beachtung, es scheint verloren, aber vielleicht hat Portugal sich auch gerade auf einem richtigen Weg begeben, um sich erneut zu finden. In unserem Schwerpunkt blicken wir auf das Land und seine Menschen. Wir ziehen Bilanz, fragen, wo Portugal steht, in welchem Zustand es sich befindet. Und wir geben Ausblicke darauf, was zukünftig sein könnte.
Eine spannende und aufschlussreiche Lektüre wünscht,
die matices-Redaktion
Gesellschaft
Keine Panik in der Krise
Über die aktuelle Versorgungslage und Selbstorganisation in Venezuela
Maren Krätzschmar
Pokémon Go Away
Stimmen aus Lateinamerika und Deutschland zu einem kontroversen App-Spiel
von Hester Samoray
Distance Love
Liebe(n) geht durch das Smartphone
von Cristóbal Olivares
Es war einmal ein Land der Bäume
von Katharina Mauz
Wer ist eigentlich?
Marcelina Bautista
von Cristóbal Olivares
Länderberichte
Haiti, Ecuador, Bolivia, Nicaragua
Schwerpunktthema
Wo steht Portugal?
Mein Portugal
Eine persönliche Einführung
von Dr. Marco Bertolaso
Der failed Musterschüler ganz von der Rolle
Ein Kommentar zum lusitanischen Dilemma
von Joaquim Mertens Rodrigues
.Wir wollen die Austeritätspolitik rückgängig machen"
Fabian Figueredo im Interview über Portugal und die Partei Bloco de Esquerda
Interview von André Araújo Soares
Kunst aus Portugal
Widersprüche der lusophonen Welt sichtbar machen
Auswahl und Einleitung von Alda Galsterer
Portugal sobre o jugo do Euro
0 Euro resultou numa subsequente degradação da competitividade
por Nuno Teles
Eine medizinische Odyssee
Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Gesundheitssystem
von Janina Ribeiro
Chinese Football made in Portugal
Chinesische Investitionen im portugiesischen Fußball
von Mathias von Lieben
Voces Directas
Im "Land der Kamelien"
Jazz in Portugal
Gelungene musikalische Fusionen und erfolgreiche Festivals
von Torsten Eßer
Portugal Jazz 10 CDs
Kultur
El peine de Miguel Gomes
por Roger Koza
Der Blick in die reale Hölle
Mexikanische Filme beim IFFF Dortmund Köln
von Sven Pötting
Un årbol simbólico
Entrevista con Iciar Bollain
Entrevista por Verena Schmöller
Dem Lebensraum des Menschen Form geben
Alejandro Aravena erhält den Pritzker
Preis für Architektur 2016
von Dirk Ufermann
Musik, frei von Definitionen
Ana Tijoux im Interview über ihre Freiheit und Verantwortung als Musikerin
Interview von Gastón del Solar und Mila Brill
Hamilton de Holanda
ECHO Jazz Musikpreis-Gewinner 2016
Interview von Frank Keil
Rezensionen
Impressum
Post aus... Vagos, Portugal
von Katharina Mauz
In Guatemala und in großen Teilen Mittelamerikas leidet die Bevölkerung seit Jahren unter den Folgen des Klimawandels. Das Klimaphänomen El Niño führt dazu, dass es an der Westküste Mittelamerikas heißer ist und die Trockenperioden länger anhalten. Der Regen bleibt aus und die Pflanzen tragen keine Früchte. 2015 stuften die Vereinten Nationen die Situation im sogenannten Dürrekorridor als besonders gravierend ein, und für 2016 gibt es wenig Anzeichen der Besserung. Nothilfe wird dringend benötigt, aber ein großer Teil des Staatsetats wird für den Kampf gegen den Drogenhandel und die Organisierte Kriminalität ausgegeben. Institutionen wie der Arbeiter-Samariter Bund leisten Hilfe vor Ort.
Interview von André Araújo Soares
Bei den letzten Wahlen kam es zu einem Regierungswechsel in Portugal. Das Konservative Bündnis verlor 13 Prozent der Stimmen und verpasste damit die absolute Mehrheit. Obwohl sie die stärkste Partei bleibt, regiert jetzt die Sozialistische Partei. Dies ist möglich, weil der Linksblock und die Kommunisten die Minderheitsregierung tolerieren. Fabian Figueiredo ist Mitglied des Parteivorstandes des Linksblocks (Bloco de Esquerda). Er spricht über die politische Entwicklung des Landes, die neue Regierung und welche Rolle seine Partei innerhalb des politischen Gefüges hat.
por Roger Koza
El cine de Gomes transgrede cualquier imperativo realista que se le que quiera adjudicar al cine. Otro sistema de selección de acontecimientos se pone en marcha y lo interesante se desplaza a una modalidad de conexión de hechos que la propensión de la conciencia no suele fijar en su funcionamiento diario.