Die Stadt als Raum des Zusammentreffens, der Inklusion und der Vielfalt – um dieses Ideal geht es in der Debatte um das Recht auf Stadt, die im Kontext weltweiter Urbanisierung und der Bildung von Megastädten immer wichtiger wird. In Brasilien stehen derartige Themen derzeit besonders im Fokus: Einerseits ist die Zahl der Menschen, die in Städten leben mit über 80% der Bevölkerung hoch, andererseits werden für die anstehenden Olympischen Spiele gerade milliardenschwere Projekte umgesetzt – die Städte geraten in Bewegung.
Jedoch bewegt sich die Stadtentwicklung in eine Richtung, die der Lebenswirklichkeit großer Teile der Bevölkerung widerspricht. Dies zeigt sich in den vielfältigen Protesten und sozialen Bewegungen in Brasiliens Städten, die aus unterschiedlichen Perspektiven ein „Recht auf Stadt“ artikulieren. Die Projektgruppe „Menschenrechte Brasilien“ des Allerweltshauses Köln beschäftigt sich in diesem Jahr mit dem Thema „Recht auf Stadt - Stadtentwicklung und soziale Teilhabe im Olympialand Brasilien“.
Die aktuelle Ausgabe von matices ist in Kooperation mit der Projektgruppe entstanden. Den Schwerpunkt bildet in diesem Heft ein Dossier mit Berichten, Reportagen und Interviews zum Thema „Jenseits von Olympia“. Es geht um die Veränderungen brasilianischer Städte im Kontext der Olympischen Spiele und darüber hinaus – Welche Auswirkungen haben die Vorbereitung von sportlichen Großveranstaltungen auf die Stadtbevölkerung? Wie kann aus Unzufriedenheit politisches Engagement entstehen? Wie äußert sich der Wunsch, den öffentlichen Raum aktiv mitzugestalten?
Das aktuelle Schwerpunktheft beschäftigt sich mit diesen Fragen und ist damit ein Teil des Versuchs der Projektgruppe, städtische Neuordnungsprozesse in brasilianischen Metropolen zu beleuchten. Aufgrund des besonderen Themas fällt das Special dieses Mal umfangreicher aus, während die Ressorts Gesellschaft und Kultur verkürzt sind.
Eine spannende und aufschlussreiche Lektüre wünschen
die Matices-Redaktion und die Projektgruppe „Menschenrechte Brasilien“
Gesellschaft
Im Namen der Klimagerechtigkeit
Kleinbauer aus Peru klagt gegen deutschen Energiekonzern
von Will Frank
Wer ist eigentlich?
Vagner Freitas
von Judith De Santis
SchwerpunktthemaJenseits von Olympia
Das Recht auf Stadt
Das Projekt ,,Menschenrechte in Brasilien" und die aktuellen Prozesse in brasilianischen Metropolen
Wohnungslosenbewegungen in São Paulo nehmen Stadtentwicklung selbst in die Hand
von Niklas Franzen
Ein Widerstands-Nest am Ende?
Die Vila Autódromo wehrt sich gegen die Enteignung
von Gudrun Fischer
Stahlstaubwolke über Rio
Santa Cruz - der vergessene westliche Stadtrand
von Christian Russau
A sanha do poder
Onde os meios justificam os fins
por Pedro Guzman
Trinken für den Feminismus
Das Cerveja Feminista aus São Paulo
Interview von Caren Miesenberger
Der Kratzer in der Fassade
Pixação und das visuelle Recht auf Stadt in São Paulo
von Paul Schweizer
Die Auswirkungen der olympischen Vorbereitung für die Bevölkerung Rios
vom Comitê Popular da Copa e das Olimpíadas do Rio de Janeiro
Rot als Gefahr
Carol Oliveira von der Bewegung für den kostenlosen Nahverkehr über die neue Demonstrationskultur
von Thilo Papacekt
Olympia-Tickets als Ladenhüter
Schwimmen, Radsport, Golf: Die Olympia-Tickets verkaufen sich weniger gut als erwartet
von Eva von Steinburg
Brasil em tempo de crise
Crise política, econômica, social e ambiental redefine os rumos da história do país
Artigo de opinião por Douglas Estevam
Aus den Augen, aus dem Sinn!?
Obdachlosigkeit in der Olympischen Stadt Rio de Janeiro
von Igor Robaina und Katharina Schmidt
São Paulo underground
Caótica e musical
Entrevista por Fernanda Oliveira
Mais educação, menos policia
m retrato cotidiano das comunidades na cidade olimpica
por Taina Mansani
Die Polizei als Aggressor
Polizeigewalt und fehlende Justiz im Olympialand Brasilien
Meinungsartikel von Vanessa Brinktrine
Menschenwürdiges Leben in Brasilia Megacities
Erfahrungen aus dem Menschenrechtszentrum "Gaspar Garcia" in São Paulo
Interview von Leila Himbert
Kultur - cultura
Die Eroberung von Mexico
Musik-Theater von Wolfgang Rihm
von Dirk Ufermann
Manchmal reicht ein Blick
Preisregen für ALBA von Ana Cristina Barragan
von Ute Mader
Lateinamerika-Schwerpunkt bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen
von Sonja Hofmann
Rezensionen reseñas resenhas
Rio de Janeiro mal anders
111 Orte in Rio de Janeiro die man gesehen haben muss
Feiern im Dienst der Politik
Von Guadalupe bis Guggenheim - Kulturmanagement in Mexiko als Identitätsstifter
Post aus... dem Amazonas
Impressum
von Niklas Franzen
Tausende Menschen landen in São Paulo jeden Monat auf der Straße, weil sie sich die steigenden Mieten nicht mehr leisten können, oder ihre Wohnungen geräumt werden. Jedoch setzen sich arme Bewohner zur Wehr und erkämpfen sich urbanen Boden zurück.
Vom Comitê Popular da Copa e das Olimpíadas do Rio de Janeiro
Das Comitê Popular da Copa e das Olimpíadas do Rio de Janeiro (Volkskomitee der WM und Olympiade Rio de Janeiro) ist ein Zusammenschluss aus Organisationen und Gewerkschaften, Forschern, Studierenden, und weiteren Einzelpersonen, die durch die Eingriffe der WM und Olympia betroffen sind und sich dem Kampf für soziale Gerechtigkeit und Recht auf Stadt verschrieben haben. Das Komitee ist seit 2010 aktiv und verfolgt das Ziel, eine kritische Sichtweise über die Sportgroßveranstaltungen zu bilden. Dazu fördert es Versammlungen und öffentliche Debatten, organisiert Aktionen und verbreitet Informationen.
von Sonja Hofmann
Der Begriff „pueblo“, der sich auf das einzelne Dorf genauso bezieht wie auf das Volk im allgemeinen, ist in der lateinamerikanischen Filmgeschichte stark politisch geprägt. Im „Neuen Lateinamerikanischen Kino“, einer Bewegung, die in den 1960ern den gesamten Kontinent erfasste, wurde das Volk erstmals zum Protagonisten in den lateinamerikanischen Filmen. Der diesjährige Schwerpunkt der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen befasste sich in acht thematischen Programmen mit der Suche nach der heutigen politischen Wirklichkeit und den Akteuren im lateinamerikanischen experimentellen Kurzfilm.