Musikrezensionen 102


Ian Lasserre - Átimo

Átimo (Ajabu! Records/Broken Silence)
Átimo (Ajabu! Records/Broken Silence)

Bereits mit seinem Debütalbum „Sonoridade Pólvora“ (2017) schaffte es der brasilianische Sänger/ Songwriter Ian Lasserre international für Aufmerksamkeit zu sorgen. Mit den zehn Stücken des aktuellen Albums „Átimo“ legt der Künstler aus Bahia jetzt nach. Zwischen „Sem Condicoes de Navegar“ und „Átimo“ stützt er sich dabei auf das erprobte Team des Debüts, an seiner Seite finden sich Felipe Guedes (Gitarren), Alexandre Vieira (Bass) und der Schwede Sebas- tian Notini (Produzent, Perkussion, Schlagzeug). Die erneut sorgfältig ausgewählten Arrangements basieren auf der Kombination zwischen afrobrasilianischer

Musik und Pop. Inhaltlich beschäftigt sich Lasserre mit fragilen Momentaufnahmen und ihrem Bezug zum Leben. Mit der bereits erfolgreich ausgekoppelten Single „Minha Bahia“ sorgt Lasserre nachhaltig für Fernweh. Die von Gästen wie Francois Muleka und Flavio Tris unterstützte Produktion ist von dem schwedischen Label Ajabu! Records (u.a. Tiganá Santana) veröffentlicht worden, wie zuvor schon das Debüt. Die Magie des brasilianischen Nordostens bekommt damit neuen Glanz.

 

Frank Keil 


Thiago Nassif - Mente

Mente (Gearbox/The Orchard)
Mente (Gearbox/The Orchard)

 Bereits 2009 veröffentlichte der brasilianische Komponist, Musiker und Produzent Thiago Nassif aus Rio de Janeiro sein Debütalbum „Garconnière“. Für seinen Mix aus Pop, avantgardistischem No Wave und Tropicalismo genießt er bis heute weltweite Anerkennung. Dies resultiert auch aus der Zusammenarbeit mit Arto Lindsay, dem US-amerikanischen Klangkünstler, der Nassifs drittes Album „Tres“ 2016 als Co-Produzent betreute. Das neue Album „Mente“ mit seinen insgesamt 10 Titeln entstand erneut in Zusammenarbeit mit Lindsay. Stilistisch bleibt Thiago Nassif seinem Wurzeln treu, zwischen „Soar Estranho“ und „Santa“ bewegt er sich zwischen zeitgenössischer brasilianischer Musik und Noise. Bereits mit dem Albumtitel kritisiert Nassif auch die politischen Verhältnisse in Brasilien. In vielen seiner Lyrics pendelt er zwischen brasilianischem Portugiesisch und Englisch, wie bei der ersten Singleauskoppelung „Soar Estranho“. Die wiederum klingt nach frühem David Bowie. Insgesamt ist diese Melange aus No Wave, Elektronik, Jazz und Rock anspruchsvoll, aber auch gewöhnungsbedürftig.

 

Frank Keil


Fiesta Mexicana - Mariachi de Arranque

Mariachi de Arranque (Twins Culiacan)
Mariachi de Arranque (Twins Culiacan)

Mariachi ist ein Klassiker, ein Muss, Allgemeinbildung und gar manchmal eine heilige, nationale wie patriotische Pflicht. Ob beim Geburtstag, der Hochzeit oder dem vor kurzem gefeierten Nationalfeiertag... nie ist es spät eine canción de Mariachi anzustimmen. Es schafft Community, wirkt therapeutisch und macht zudem viel Spass.... Die Kompilation vereint Hits von „Cielito lindo bis zu „El sauce y la palma“ von der Banda el Recodo aus dem Nordwesten Mexikos Sinaloa die seit 1938 in verschiedenen Generati- onen Musik machen und mit Legenden wie Jose Alfredo Jimenez und Juan Ga- briel aufgetreten sind. Klassiker wie El mariachi loco, El Rey und El Son de la Negra sind ebenfalls zu finden. Tatsächlich könnten wir mit dem romantischen Sänger Luis Miguel, der immer wieder bei seinen ausverkauften Konzerts Mariachi bringt, singen: „Asi se lleva Mexico en la piel...“ (So wird Mexiko in der Haut getragen...).

 

Alejandro Boucabeilla