Loli Molina

Neugierige Mischung aus Folk, Blues und ganz persönlicher Note

von Frank Keil


Die argentinische Singer-Songwriterin und Musikerin Loli Molina ist 1986 in Buenos Aires geboren und lebt heute in ihrer Wahlheimat Mexiko-Stadt. Das Multitalent ist zudem als Produzentin und bildende Künstlerin aktiv. Seit ihrem Debüt aus dem Jahr 2008 ist sie vor allem dank ihrer besonderen Stimme zu einem erfolgreichen Star zwischen Nord- und Südamerika avanciert. So kam es vielfach zur Zusam- menarbeit mit anderen Größen lateinamerikanischer Musik, darunter u.a. mit Chico César, einem der profiliertesten Vertreter der brasilianischen Pop-Musik. Für ihr aktuelles Album „Lo Azul Sobre Mí“ hat Molina insgesamt 11 Stücke zwischen dem Opener „Fantasma“ und dem abschließenden „Ouroboros (con Álvaro Ruiz)“ aufgenommen. Produziert hat Latin Grammy-Preisträger Hernan Hecht. Bis auf „Martín“ von Edgardo Cardozo handelt es sich um 10 Eigenkompositionen, die Molina mithilfe von Gitarren, Gesang und Streichquartett durchweg sehr minimalistisch instrumentiert, was ihre stimmlichen Fähigkeiten erneut unterstreicht.

(c) Jesus Cornejo: "Wir sind alle bezaubert, wenn wir ihre Songs hören- sie leuchten und durchdringen jeden, sobald sie mit ihrer Stimme und ihrer Gitarre erscheint." (Chico César)
(c) Jesus Cornejo: "Wir sind alle bezaubert, wenn wir ihre Songs hören- sie leuchten und durchdringen jeden, sobald sie mit ihrer Stimme und ihrer Gitarre erscheint." (Chico César)
Emicida
(c) Jesus Cornejo

 

Hast Du während Deiner Kindheit und Jugendzeit in Argentinien von einem musikalischen Hintergrund Deiner Familie profitieren können?

Nein, ich bin eher das ́schwarze Schaf ́ meiner Familie, in der es kein Interesse an Kunst gab.

 

Trotzdem darf man annehmen, dass Du mit Musik aufgewachsen bist und Dich andere KünstlerInnen inspiriert haben?

Ich habe zunächst Klavier spielen gelernt und klassische Musik war die erste Inspirationsquelle. Auch Musik aus dem Radio war zuhause immer präsent. Als Teenager kam dann Rockmusik hinzu, prägend waren z.B. Jimi Hendrix und Pearl Jam. Mein Interesse an Kunst war allgemein recht groß und inspiriert haben mich vor allem immer wieder meine Lehre- rInnen, die mir auf den unterschiedlichsten Gebieten Wissen beigebracht haben.

 

Wann hast Du Dich entschlossen, als professionelle Musikerin Deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

2007, als ich auf einem großen Festival in Buenos Aires auf- getreten bin. Wenig später erschien dann mein Debütalbum. Durch die Zusammenarbeit mit dem Major-Label Sony Music habe ich viel gelernt, nicht alle Erfahrungen waren gut. Erst als ich 2013 Sony Music verlassen habe, konnte ich mich künstlerisch und persönlich nach eigenen Vorstellungen entwickeln und entfalten.

Was hat Dich dazu gebracht, Argentinien zu verlassen und in Deine aktuelle Wahlheimat Mexico zu ziehen? Ich bin im Jahr 2016 zu meinem Partner gezogen, der damals bereits 22 Jahre in Mexico gelebt hatte. Es ging auch darum, mich in einer neuen Umgebung als Mensch und Künstlerin weiterzuentwickeln. Trotzdem bleibt die enge, intime Beziehung zu meinem Publikum in meiner Heimat Argentinien bestehen. Ich fühle mich aber in beiden Ländern respektiert.

 

Gibt es eine Art ́roten Faden ́, dem Du beim Songwriting generell folgst?

In der Regel geht es immer wieder um die Natur und die Beziehung des Menschen zur Natur. “Lo Azul Sobre Mí” ist dagegen eher ein Konzeptalbum geworden. Es geht um Zyklen, die enden, den Lebenskreislauf, den Tod.

 

Für diese aktuelle CD hast Du Dir sehr viel Zeit genom- men. Zeit, die man in der Regel nur hat, wenn man nicht mehr den Mechanismen einer großen Plattenfirma folgen muss. Was sollten wir denn noch über die 11 Stücke von “Fantasma” bis hin zu “Ouroboros” wissen?

Insgesamt habe ich drei Jahre an den neuen Titeln gearbeitet und diese in Buenos Aires und Mexico City komponiert und aufgenommen. Produzent Hernan Hecht und Ramiro Flores, der die Streichinstrumente arrangiert hat, waren dabei eine maßgebliche Hilfe. Trotz des minimalistischen Sounds sollte das Album nicht an Inhalt und Aussagekraft verlieren. Mit diesem großartigen Team ist es uns gelungen, eine Art gewolltes, nächtliches Ambiente zu erschaffen.

Der brasilianische Songwriter und Sänger Chio César ist ein Fan Deiner Musik und voll des Lobs. Kennt Ihr Euch persönlich und habt Ihr schon zusammen gearbeitet? Chico und ich haben vor einigen Jahren eine gemeinsame Tournee in Argentinien und Uruguay gespielt. Als Person undKünstler ist er sehr interessant und ich habe viel von ihm gelernt. Darüberhinaus habe ich mit vielen weiteren Kollegen aus Lateinamerika gearbeitet, unter anderem mit Juan Quintero, Santiago Vazquez, El David Aguilar und Nano Stern. Musik und Erfahrungen mit diesen wunderbaren Menschen zu teilen, macht mich sehr glücklich.

 

Touren gehört zum Musikbusiness und ist Covid-19 be- dingt derzeit überall auf der Welt schwierig. Wie sehen Deine Pläne für die Präsentation von “Lo Azul Sobre Mí” aus?

Es gibt einige Überlegungen, aber leider noch keine konkreten Tourneepläne.

 

Haben Du und Dein Partner auch Zeit für ein Privat- leben?

Hernan und ich kümmern uns intensiv um unseren Hund Chingón. Und abseits der Musik kann ich mich prima mit Yoga, Sport, Lesen und Gartenarbeit entspannen.

 

Weitere Informationen: http://www.lolimolina.com

 

Frank Keil ist freier Musik- und Kulturjournalist, er arbeitet zudem im Bereich Künstlerbooking/PR und als Tourneemanager.