Spanien in der Krise

Dass es in Spanien kriselt, dürfte für niemanden eine besondere Nachricht wert sein. Doch in jüngster Zeit mehrten sich die Anzeichen für eine wirtschaftliche Besserung, ohne dass sich dies in einer Beruhigung des politischen Wetters niedergeschlagen hätte. "Cien años de honradez - pero ni un minuto más" - dieser Gedanke Goytisolos verlangt nach einer Skizzierung der Hintergründe, zu denen sich neben Goytisolo auch Semprún und Feito, letzterer ein Berater Aznars, direkt äußern.

Nach einer Betonung des andinen Raumes und Mexikos in Matices Nr 5. richten sich in dieser Ausgabe die Blicke auf Mittelamerika und Argentinien, zwei Regionen, in denen die Fortsetzung der ökonomischen und politischen Reformen auf dem Prüfstand stehen. Zwar können wir uns als im weiteren Sinne europäisches Medium auch nicht von dem Vorwurf der Informationssammlung aus zweiter Hand freimachen, wie er in Fabricar la realidad nachzulesen ist. Doch stammt die Mehrheit unserer Beiträge z "Politik und Gesellschaft" zumindest aus der Tastatur von Autoren, denen man eine Fremde zur Materie nicht vorwerfen kann.

Diese Direktheit äußert sich ebenfalls in den Veröffentlichungen der Kulturredaktion. Das Stimulans unserer Beiträge wurde direkt durch Personen wie Antón Lamazares, Gilberto Gil und die Gruppe La Fura dels Baus unserer Redaktion injiziert. Ein recht breites Spektrum künstlerischer Gestaltung können wir damit präsentieren, wobei ein weiterer Kritikpunkt an Europas Medien, die endlose Wiederholung immer derselben Themen bzw. Perspektiven durch Persönlichkeiten wie Dávila oder kubanischer Autoren wie Jesús Díaz vermieden werden konnte. Die Betonung unserer Beiträge ist dementsprechend ihre Aktualität.

Wir sind nicht länger zeitlos.

die Redaktion