Lateinamerikanische Kunst [stücke] - im wahrsten und im doppelten Sinne des Wortes: unser Special vereint auf nur zwanzig Seiten Künstler, Kritiker, Kuratoren und Kunstmarkt Experten in und aus Lateinamerika. Wir können und wollen keinen repräsentativen Überblick über die Kunst eines gesamten Kontinents geben - das versteht sich von selbst.
Die Texte sind als Kompendium und als Annäherung an ein äußerst komplexes Ganzes zu verstehen. Octavio Paz wählte für Lateinamerika die Metapher des ,Mosaiks, des zerbrochenen Spiegels". Überträgt man dieses Bild auf die Kunst des Kontinents, dann beschäftigen sich die Artikel mit einzelnen Scherben des Spiegels. Sie greifen, jeder für sich, Einzel Aspekte auf und gehen ins Detail.
Luis Camnitzer, selbst Kunstschaffender und -kritiker aus Uruguay, nennt den lateinamerikanischen Künstler in seinem Artikel über Konzeptualismus einen "Prediger". Die argentinische Künstlerin Pat Binder, die zur Zeit in Berlin lebt, sieht sich weder in ihrem Geburtsland noch hier wirklich verwurzelt. Sie hat, so sagt sie, Luftwurzeln und lebt in einem virtuellen Land der Kunst. Die Frage nach den gemein samen Wurzeln der lateinamerikanischen Kunst hingegen lässt sich angesichts der nationalen, historischen, politischen und kulturellen Unterschiede" kaum befriedigend beantworten. Wir sind daher der Auffassung, dass die künstlerischen Strömungen in Lateinamerika keinen ,gemeinsamen Nenner haben, auch wenn die verschiedenen artistischen Artikulationen des Kontinents häufig Ähnlichkeiten aufweisen. Von einer solchen Übereinstimmung spricht die Freiburger Galeristin Ruta Correa, spezialisiert auf die Kunst aus Lateinamerika, wenn sie auf eine besondere Art der Ironie und der Doppeldeutigkeit in vielen der transatlantischen Kunstwerke hinweist. Ohne Ironie kann man auch jenes Werk von Lázaro Saavedra kaum verstehen, aus dem wir das Logo für dieses Special ,herausgetrennt' haben: Ein biederes Blumenstilleben im goldenen Schnörkel Rahmen und darüber der Ausspruch ,,El arte un arma de lucha"- ,,Die Kunst ist eine Waffe des Kampfes." Was Saavedra in seiner Eigenschaft als ,,Satyr des Spotts" ironisch darstellt, kann an anderer Stelle auch wörtlich genommen werden. Wenn es beispielsweise darum geht, die Kunst von ihrem Sockel zu holen, mitten ins Leben, um damit eine politische Aussage zu treffen. Montserrat Galí Boadella stellt einen Ort vor der die Integration der Kunst in den Alltag umzusetzen sucht: das mexikanische ,,Museo del Chopo". Es ist ein ,alternativer Rau der ein Forum für Kunstformen und KünstlerInnen bietet, die jenseits des Elfenbeinturmsmes arbeiten und leben.
Auch bei diesem Special standen wir vor dem grundlegenden Problem, ein Thema gewählt zu haben, das trotz seines weitgefassten Charakters, Informationen vermitteln und Zusammenhänge aufzeigen sollte. In dem Bemühen, gängige Klischees und Zentralisierungen der Kunst im lateinamerikanischen Raum zu meiden, ist unsere Textauswahl an der Erkenntnis orientiert, ,,dass jedes Andere mit mir zu tun hat und mein eigenes Bewusstsein problematisiert".
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Schwerpunkt: Kunst[stücke] aus Lateinamerika
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Severo Mueller
Lateinamerikanischer Konzeptualismus
Luis Camnitzer
Un espacio alternativo en la ciudad de México El "Museo Universitario del Chopo"
Montserrat Gali Boadella
Heimat im Land der Kunst - Ein Porträt der argentinischen Künstlerin Pat Binder
Julia Schnitzler
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Bibliografie zur Kunst aus Lateinamerika
Kultur
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