Emicida - Reimen für das Glück

von Frank Keil

Emicida
(c) Julia Rodrigues

Leandro Roque de Oliveira, kurz Emicida genannt, ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten brasilianischen Rapper. Der 1985 in São Paulo geborene Künstler blickt auf eine Reihe von Veröffentlichungen zurück. Jetzt erscheint mit „AmarElo“ (Sterns Music/Broken Silence) seine neue CD, inspiriert vom 1989 verstorbenen Schriftsteller Paulo Leminski, der zu Lebzeiten bereits mit Caetano Veloso zusammengearbeitet hat.

Rap kommt aus der afroamerikanischen Kultur und ist eng verbunden mit der DJ- und MC-Kultur der Ghettos. Nicht weiter verwunderlich, dass HipHop bereits in den 1980er Jahren in Brasilien populär wurde. Wie bist Du zu dieser Musik gekommen?

Ich bin im Norden von São Paulo aufgewachsen. Mein Vater war DJ und meine Mutter und er organisierten Stadtteilfeste in Vila Zilda. Ich erlebte so bereits als Kind schwierige Zeiten mit wenig Geld, kam dafür aber früh mit Samba, Soul und Funk in Berührung und schrieb meine ersten Reime. Meine Freunde und ich sind mit vielen Träumen und wenig Chancen aufgewachsen und viele haben die Gewalt auf der Straße und in den Favelas nicht überlebt. Ich träume weiter und bin noch da.

 

Den frühen Tod Deines Vaters hast Du in dem Stück „Oo- orra“ thematisiert. Als jugendlicher Rapper hast Du Dich rasch entwickelt und bist durch Deine Reime zu einem der angesehensten MC ́s in Brasilien geworden. Welche Stile und Künstler haben Deine Entwicklung geprägt?
Zunächst Samba, dann Rap, vor allem deren Fusion durch die Band The Brothers Rap. Mit Rap kehrte der verlorene Sohn der Samba nach Hause zurück. Vor allem in lyrischer Hinsicht konnten sich viele Afro-Brasilianer mit diesem Stil vor dem Hintergrund der Gentrifizierung in São Paulo identifizieren. Und so habe ich im Supermarkt Tapes erworben, von Johnny Alf (Bossa Nova-Ikone, „Falseta“) über Racionais MC ́s bis hin zu Marcelo D2, die mich alle beeinflusst haben.

 

Was verbirgt sich hinter ́Laboratório Fantasma´. Ein Label oder Dein Rap kommt aus der afroamerikanischen Kultur und ist eng verbunden mit der DJ- und MC-Kultur der Ghettos. Nicht weiter verwunderlich, dass HipHop bereits in den 1980er Jahren in Brasilien populär wurde. Wie bist Du zu dieser Musik gekommen?

Ich bin im Norden von São Paulo aufgewachsen. Mein Vater war DJ und meine Mutter und er organisierten Stadtteilfeste in Vila Zilda. Ich erlebte so bereits als Kind schwierige Zeiten mit wenig Geld, kam dafür aber früh mit Samba, Soul und Funk in Berührung und schrieb meine ersten Reime. Meine Freunde und ich sind mit vielen Träumen und wenig Chancen aufgewachsen und viele haben die Gewalt auf der Straße und in den Favelas nicht überlebt. Ich träume weiter und bin noch da.

 

Den frühen Tod Deines Vaters hast Du in dem Stück „Ooorra“ thematisiert. Als jugendlicher Rapper hast Du Dich rasch entwickelt und bist durch Deine Reime zu einem der angesehensten MC ́s in Brasilien geworden. Welche Stile und Künstler haben Deine Entwicklung geprägt?

Zunächst Samba, dann Rap, vor allem deren Fusion durch die Band The Brothers Rap. Mit Rap kehrte der verlorene Sohn der Samba nach Hause zurück. Vor allem in lyrischer Hinsicht konnten sich viele Afro-Brasilianer mit diesemStil vor dem Hintergrund der Gentrifizierung in São Paulo identifizieren. Und so habe ich im Supermarkt Tapes erworben, von Johnny Alf (Bossa Nova-Ikone, „Falseta“) über Racionais MC ́s bis hin zu Marcelo D2, die mich alle beeinflusst haben.

 

Was verbirgt sich hinter ́Laboratório Fantasma ́. Ein Label oder Dein Label?

Damit habe ich mir einen Traum verwirklicht, ein eigenes Plattenlabel zu gründen. Und das, bevor mein erstes Mixtape erschien. Heute ist es das größte Rap-Label in Brasilien, eng verbunden mit meinem Künstlernamen Emicida. Dieser entstand in einer ́freestyle battle ́ aus MC und Homicide. Aber was damals als cool galt, hat heute keine Bedeutung mehr für mich, ich suche eher nach den friedvollen Wurzeln der afrobrasilianischen Kultur (Yoruba) oder des Hinduismus, um mich emotional und spirituell auszudrücken. In einer polarisierten Welt möchte Emicida einer sein, der Liebesbriefe schreibt –AmarElo ist das soziale Projekt dazu.

 

Emicita
(c) Julia Rodrigues

Wie hat sich Deine Karriere als Künstler entwickelt, als Teil eines Soundsystems oder einer Band? Und wie hast Du Dich durch die Musik persönlich verändert? 

Zunächst habe ich nur alleine als MC mit Samples und einem Mixer gearbeitet. Durch meine erste Single „Triunfo““ (heute annähernd 10 Millionen Aufrufe bei YouTube) kam 2008 Bewegung in die ganze Sache, das Mixtape „Pra quem...“ ein Jahr später ist heute ein Klassiker. Danach hatte ich ganz andere Möglichkeiten Musik zu machen und mich stets wei- terentwickelt. Das Genre nenne ich heute Neo-Samba. Die

Musik war eine Art Schule für mich, von Pixinguinha bis hin zu John Coltrane. Ich habe alles von alten Platten gelernt, deren Inhalte aufgeso- gen wie Wissen aus Büchern. Jovelina Pérola Negra oder Cab Calloway waren Rap- Lehrer für mich, bevor es Rap überhaupt gab. All das ist eine Art Baum für mich (baobe), in dessen Schatten ich alles über Respekt und Disziplin lerne.

 

Auf „AmarElo“ haben Fans und Medien lange gewartet. Wie lange hast Du daran gearbeitet? Gibt es eine Art roten Faden, an dem sich das Album orientiert?

Insgesamt habe ich so sieben bis acht Monate für die Aufnahmen der 11 Titelzwischen „Principia“ und „Libre“ gebraucht. Aber die Ideen für das Album habe ich schon vor sechs Jahren entwickelt. Es geht um Götter (Orishas), die durch meine Musik einen Plan, in diesem Fall von Liebe, verkünden wollen.

 

 

Für fast jeden der 11 Titel konntest Du einen illustren Gast, teilweise sogar mehrere Gäste, u.a. Fabiana Cozza, MC Tha oder Ibeyi gewinnen. Wie wichtig sind diese Kooperationen für das Ergebnis des Albums?

Ganz wichtig, denn sie haben ihren Teil meiner Geschichte im jeweiligen Stück als Freunde ergänzt. „AmarElo“ feiert die Liebe und erinnert die Menschen an die kleinen Dinge des Lebens.

 

Auf „Quem tem um amigo (tem tudo)“ kommt es so- gar zur großartigen Zusammenarbeit zwischen Zeca Pagodinho (Pagode, „Deixa a vida me levar“) und der japanischen Ska-Bigband Tokyo Ska Paradise Orchestra. Wenn ich einen Lieblingstitel auf Deinem Album habe, dann diesen.

Das freut mich zu hören, denn auch für mich ist er ein ganz besonderer Song. Die Idee dazu stammt vom 2017 verstorbenen Wilson das Neves (bekannter MPB-Percussionist, Os Ipanemas), der mir, seit wir uns kannten, immer wieder Songideen per Tape mit der Post zusandte. Am Telefon haben wir uns dann darüber stundenlang ausgetauscht. Ich zolle ihm damit posthum Hochachtung und Respekt. Zeca Pagodinho und die Sambaband Os Prettos waren ebenso wie ich Freunde von Wilson, die TSPO-Bigband sind meine Freunde und große Bewunderer von Wilson. Das Ergebnis macht mich stolz und ich denke, er würde es begeistert mit uns singen, wäre er noch am Leben.

 

Derzeit ist noch nicht abzusehen, wann sich die Covid- 19-Krisensituation weltweit entspannt und wieder Live- Konzerte vor Publikum zulässt. Möchtest Du das Album auch in Europa auf der Bühne präsentieren?

Auf jeden Fall, es gibt nichts Besseres als Konzerte vor Publikum zu spielen. Sobald es möglich ist, möchte ich meine neuen Stücke in Europa vorstellen.

 

Abseits des Musikgeschäfts gibt es auch den privaten Emicida. Was gibt es da Interessantes über Dich zu erzählen?

Über mein Privatleben spreche ich in der Öffentlichkeit nicht. Vielleicht erzähle ich mehr, wenn wir uns irgendwann persönlich für ein paar Getränke oder ein gemeinsames Essen treffen.

Frank Keil ist freier Musik- und Kulturjournalist, er arbeitet zudem im Bereich Künstlerbooking/PR und als Tourneemanager.