Musikrezensionen 100

Despertar, Chile - Varios artistas (Despertar)

Despertar, Chile - Varios artistas (Despertar) 
Despertar, Chile - Varios artistas (Despertar) 

El 6/11/2019 productores y DJ’s de música electrónica de Chile y el mundo liberan colectivamente el compilado “Despertar Chile” en un gesto de solidaridad hacia la movilización que busca el fin al experimento neoliberal, el cual lleva 46 años después del golpe de Estado al gobierno de la Unidad Popular.

El extenso álbum porta un espíritu de libertad y eclecticismo pasando por corrientes de la música electrónica, techno, house y samplers de protesta como en “Santiago, 25 de octubre de 2019” por Diegors o “Lista Negra” por Serial Tila. Valesuchi y Elias Deepman junto a otres DJ’s/productores organizaron la compilación.

A la revuelta se suman DJ Raff, Nicola Cruz, Anna Cook, La Fraicheur, Badsista, Paula Tape, Alessandro Adriani, Florian Kupfer, Fiat 600, Buen Clima, Maxicat, 1985 y más creadores, llegando a 52 tracks para sonar al ritmo de la rebelión. “Despertar Chile” es publicado a días que las manifestaciones iniciadas por escolares se ampliaron a millones de personas en las calles, barricadas y cacerolazos por todo el país y el mundo.

Los ingresos obtenidos con su venta serán donados a organizaciones de derechos humanos en Chile.

Escúchalo y cómpralo en: despertar4chile. bandcamp.com

Javier Véliz Huenul

 


Lagum - Coisas da Geração (Sony Music)

Lagum - Coisas da Geração
Lagum - Coisas da Geração

Quando cheguei ao Brasil, eu aprendi o português com a banda Lagum. Originado de Brumadinho, em Minas Gerais e formado em 2014, Lagum publicou o segundo álbum este ano com o título “Coisas da Geração”. Lagum é composto por Pedro Calais (voz), Otávio Cardoso (voz e guitarra), Jorge (guitarra), Francisco Jardim (baixo) e “Tio” Wilson (bateria). A banda apresentou suas novas músicas em diferentes locais do Brasil e também em Portugal (Porto e Lis- boa). Em relação ao título do álbum, Calais explicou: “Falamos de amor, de saudade, de raiva, de devaneios e de tudo aquilo que está vivendo a nossa geração.” O disco consiste em 14 canções pop com influência do reggae. A primeira canção lançada “Detesto Despe- didas” ficou na minha memória porque tem uma melodia contagiante e já começa com um solo de guitarra no ritmo funky. A canção “Oi” em meu entendimento possui uma mensagem bonita e interessante, incentivando as pessoas a saírem de uma rotina do qual não as faz bem. Os suaves sons de “Reggae Bom” nos faz sentir calmos e relaxados, como se estives- semos de férias. Com o ótimo álbum “Coisas da Geração”, Lagum me aproximou do idioma português com suas canções maravilhosas. Vale a pena escutar suas músicas e assistir aos ví- deos, nos quais a banda é muito criativa (como “Vai doer no peito”, “Fale Mais”), usando da estética de jogos com elementos de animação.

Maresa Dziallas 


Lucas Santtana - O céu é velho há muito tempo (Nø Førmat!)

Lucas Santtana - O céu é velho há muito tempo (Nø Førmat!)
Lucas Santtana - O céu é velho há muito tempo (Nø Førmat!)

Viele brasilianische Musiker*innen haben sich seit dem Amtsantritt Bolsonaros 2019 in ihrer Musik zu der sich zuspitzenden politischen Lage in Brasilien geäußert. So auch nun Lucas Santtana auf seinem achten Studioalbum O céu é velho há muito tempo (Der Himmel ist schon lange alt). Das Album ist eine Momentaufnahme der derzeitigen politischen, sozialen und kulturellen Situation in der brasilianischen Gesellschaft. Musikalisch entfernt sich Santtana auf seinem neuen Album von elektronischen Klängen und rappigen Lines früherer Arbeiten. Stattdessen besinnt er sich mit Gitarre und sanft säuselnder Stimme ganz auf die tiefgreifenden Nachrichten, die er - ohne viel Schnick Schnack - überbringen will. Treu bleibt er aber dem Erbe des Bossa Nova, das er durch seine frühere Zusammenarbeit mit Gilberto Gil zu verfeinern lernte.

O céu é velho há muito tempo prangert Korruption und Menschenrechtsverbrechen an, ruft gleichzeitig aber auch zu mehr Solidarität und gegenseitigem Respekt auf. Das Albumcover zeigt Ausdrücke des vielseitigen kulturellen Widerstands in Brasilien auf gar kosmologische Weise unter einem Sternenhimmel vereint. Vielleicht eine Anspielung auf eine neue Ära sozialen Bewusstseins in Brasilien?

Hoffnung gibt auch die Liebe, die sich in intimeren Songs wie Meu Primeiro Amor, O Bem Maior oder Não vamos nos desgrudar nunca mais wiederfindet und als Kraft des Widerstands verstanden wird.

Julia Brekl 


Lina_ Raül Refree - Lina_ Raül Refree (Glitterbeat/Indigo)

Lina_ Raül Refree - Lina_ Raül Refree (Glitterbeat/Indigo)
Lina_ Raül Refree - Lina_ Raül Refree (Glitterbeat/Indigo)

Hinter Raül Refree verbirgt sich ein innovativer spanischer MultiInstrumentalist/Produzent, der u.a. durch seine Zusammenarbeit mit der spanischen Sängerin Rosalia und dem amerikanischen Sänger/Gitarristen Lee Ranaldo (Sonic Youth) international bekannt wurde. Für „Lina_Raül Refree“ hat er mit der portugiesischen Sängerin Lina 12 Fado-Titel eingespielt und dabei Tradition dekonstruiert und Moderne neu gefasst. Anstatt der Gitarre treten Klavier und Synthesizer in den musikalischen Vordergrund. Die Auswahl der Stücke (allesamt Fado-Klassiker die mit Amália Rodrigues in Verbindung stehen) stammt von Lina, einer studierten Opernsängerin, die auf zahlreichen Bühnen ausgiebig Fado-Erfahrungen sammeln konnte. Um zumindest in musikalischer Hinsicht mit den Regeln auf Stücken wie „Quidei Que Tinha Morrido“ oder „Barco negro“ zu brechen, lud sie Raül Refree zu einer Zusammenarbeit ein, die hinsichtlich der Texte aber die typischen Themen wie unerfüllte Liebe, soziale Ungerechtigkeiten oder ganz einfach die ́saudade ́ beibehält. So haben die beiden KünstlerInnen ein Update des Fado gemacht, Regeln gebrochen, aber die Wurzeln nicht vergessen. Eine Tournee des Duos ist für 2020 in Planung.

Frank Keil 


Juana Molina - Forfun (Crammed Discs)

Juana Molina - Forfun (Crammed Discs)
Juana Molina - Forfun (Crammed Discs)

So entsteht aus etwas Schlechtem etwas Gutes: Als Juana Molina im Juli 2018 auf dem Festival im dänischen Roskilde auftreten sollte, hatte die Airline das gesamte Bandequipment vergessen zu transportieren, bis auf Juanas Gitarre. Die Band beschloss trotzdem aufzutreten, und nutzte ein paar Instrumente, die schon auf der Bühne standen, musste aber sehr reduzierte Versionen ihrer Songs spielen. Die Argentinierin, schon zuvor für avantgardistische, schräge und abwechslungsreiche Musik bekannt, die sie mal als „folktronica“ bezeichnete, hat aus diesem Auftritt die Idee zu dieser EP mitgenommen. Vier energiegeladene, laute Versionen von Songs aus drei ihrer Alben transportieren den Geist von Punk und Improvisation, auch wenn sie nun im Studio eingespielt wurden. Die Songs und der Gesang erinnern an die 70er-Punkbands X-Ray Spex oder The Slits. Mein Favorit: „Un día punk“, treibend, laut und in bester Tradition des anglophonen Punkrocks.

Torsten Eßer 


Roberto Fonseca - Yesun (Wagram)

Roberto Fonseca - Yesun (Wagram)
Roberto Fonseca - Yesun (Wagram)

Obwohl Roberto Fonseca den ersten Titel seines neuen Albums in einer Krisenzeit geschrieben hat, klingt „La llamada“ eher locker und fröhlich, auch wegen des dezenten Hintergrundgesangs des Frauenchors „Gema 4“. Sein neues Album „Yesun“ ist wieder sehr abwechslungsreich, afrokubanische Musikstile fließen zusammen mit Jazz, Funk, Hiphop und klassischer Musik zu einem harmonischen Ganzen. Dafür steht auch der Titel, der sich aus den Namen der beiden Santería–Göttinnen Yemayá und Ochún zusammensetzt, u.a. zuständig für Flüsse und Meere. Fonseca bezeichnet sich als „Kind der beiden Wasser“. Schon im zweiten Titel merkt man, wie gut das funktioniert, wenn orientalische Einflüsse – geschuldet dem franko-libanesischen Gasttrompeter Ibrahim Maalouf – mit Rumba und Cha-Cha- Cha eine organische Verbindung eingehen, die direkt in die Beine geht. Es setzt sich fort mit einer funky Hammondorgel und Rapgesang („Cadenas“) sowie Anklängen an alte Meister in der ergreifenden Klavier-Cello-Ballade „Por ti“, die dem klassisch ausgebildeten Fonseca nur so aus der Hand fließen, der auf manchen Titeln auch die Vocals beiträgt. Mit (Latin-)Jazz, Funk und Pop geht es weiter, mit „Aggua“ und „No soy de esos“ sind sogar zwei potenzielle „Clubhits“ auf dem Album.

Torsten Eßer