¡No me importa que se mueran las jirafas!

Ein Kurzfilm aus der argentinischen Subkultur von Gustavo Sidlin

von Ute Mader

Der Kurzfilm No me importa que se mueran las jirafas von Gustavo Sidlin wurde bei den 49. Internationalen Kurzfilmtagen in Oberhausen mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Der Film zeigt die aktuelle Situation der argentinischen Jugend und ihre Rebellion. Julieta singt in einer Punkband, die sie mit ihrer Freundin Cecilia gegründet hat. Ceci liebt Julieta, doch die hat jetzt einen Freund. Ein direkter, unkonventioneller, frischer und energiegeladener Film, der mit minimalen Mitteln auskommt und den Gefühlen der Jugendlichen große Aus-druckskraft verleiht. Man fühlt sich an Diego Lermans Tan de repente mit den beiden Punkerinnen Mao und Lenin erinnert, der gerade in Deutschland in den Kinos lief. Ute Mader sprach auf dem Festival mit dem Regisseur.

 

Wie hast Du denn Jirafas finanziert?

 

Ich hatte ein Stipendium von der Fundación Teba (Taller Escuela de Buenos Aires), die die Postproduktion finan-ziert hat. Der Film an sich hat 300 Dollar gekostet. Wir haben eine Woche gedreht. Den Dreh und das Material haben wir als Gruppe selbst organisiert und finanziert. Mein Vater hat zum Beispiel für uns gekocht und andere Freunde haben das gegeben, was sie hatten, konnten oder wollten.

 

Ist der Film ein Zeugnis für die Kultur der argentinischen Jugendlichen?

 

Ja, es ist unser Stil, über die Punkmusik unsere Gefühle auszudrücken. In unserer Gruppe sind sechs Leute, die gemeinsam das formulieren und erarbeiten, was sie wol-len. Das ist ein mentaler dynamischer Gruppenprozess, bei dem sich viel entwickelt. Ein Ausdruck davon sind unsere Musikstücke, Bikini kills und andere. Die Ausein-andersetzung mit den Eltern, mit der Schule, Drogen-konsum und Bisexualität, ist ein anderes Thema, das un-ter den vielen Jugendlichen in Argentinien gang und gäbe ist, natürlich, ohne dass die Eltern davon wissen. Viele le-ben in einer Art Underground-Kultur, mit neuen Ideen, die aufregend sind und Rebellion bedeuten. Dabei ent-steht eine enorme Kreativität. Es werden Häuser besetzt und es entstehen Kulturzentren. So formiert sich eine überaus facettenreiche und wilde Subkultur, die für uns kreativ ist und eine tolle Atmosphäre schafft, so dass es uns auch egal ist, ob Giraffen sterben.

 

Matices: Hast Du oder habt Ihr schon ein neues Projekt?

 

Unsere Arbeit entwickelt sich im Gruppenprozess mit al-len Beteiligten. Es gibt nichts Vordefiniertes. Wir gehen zusammen einen geistigen Prozess ein, um die Unschuld und Naivität festzuhalten, und die Dekadenz der zwei wichtigsten Institutionen, Schule und Familie. Wir haben bereits das Treatment für unseren nächsten Film, einen Langfilm, den wir zusammen entwickelt haben. Die Figu-ren und Personen, die auch beim Kurzfilm dabei waren, werden wieder mitmachen und das Projekt unterstützen. Mit dem Geld, das ich hier in Oberhausen gewonnen habe, kann ich den Film schon auf DV-Material drehen. Ich brau-che jetzt noch das Geld für die Postproduktion. Das Ziel unserer Produktionsfirma Cueyo roto ist Filme mit Liebe, Hingebung, Transparenz und Mut zu machen. Die litera-rischen Grundlagen für das neue Projekt sind Les 400 Coups von Francois Truffaut und Salingers The Catcher in the Rye.