Interessant ist, was tatsächlich interessant ist

Das Instituto Cervantes eröffnet in Berlin

von Hedda Dunker

Seit dem 18. März hat auch die Bundeshauptstadt ein Cervantes Institut. Nach München und Bremen ist das spanische Kulturzentrum in Berlin die dritte Niederlassung in Deutschland. Das neue Institut ist mit einer Fläche von ca. 2.700 qm das weltweit größte seiner Art. Für die Sprachkurse gab es bereits vor der offiziellen Eröffnung über 400 Anmeldungen.

 

Wenn Sie noch fünf Minuten Zeit haben, dann zeige ich Ihnen unsere Bibliothek“. Stolz präsentiert Ignacio Olmos, der seit Herbst vergangenen Jahres mit der Leitung des Instituto Cervantes in Berlin beauftragt ist, den fünften Stock des ehemaligen Kaufhauses an der Rosenstraße. Und er hat nicht übertrieben. Durch die verglasten Dachschrägen hat man einen fantastischen Blick auf den Hackeschen Markt. Die hellen, offenen Räume beherbergen eine Präsenzbibliothek mit spanischsprachiger Literatur, Lexika und Filmen. Eine kleine Nische in Berlins quirliger Mitte, die darüber hinaus auch die Möglichkeit bietet, in den aktuellen Ausgaben lateinamerikanischer und spanischer Zeitungen zu blättern.

 

Eingeweiht wurde die nach ihm benannte Bibliothek von Mario Vargas Llosa, der neben Jorge Semprun, dem Prinzen von Asturien und Jon Juaristi, dem Direktor der Madrider Cervantes-Zentrale eigens zur Eröffnung des Instituts nach Berlin gereist ist.

 

Für Institutsleiter Olmos und seine derzeit 22-köpfige Crew bedeutete die Eröffnung des flächenmäßig größten Cervantes-Zentrums im Vorfeld viel Arbeit. Doch die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten haben sich gelohnt. Wie ihre spanischen Kollegen fühlten sich auch die deutschen Würdenträger, die Kulturstaatsministerin Christina Weiss, der Regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit und die Präsidentin des Goethe-Institutes Jutta Limbach sichtlich wohl in den frisch renovierten Räumen des Gründerzeitbaus. Zu den weiteren Aktivitäten im Rahmen der Eröffnungswoche gehörten die Lesung von Jorge Semprun und ein Tag der offenen Tür für alle Berlinerinnen und Berliner, bei dem unter anderem eine Werkschau mit Arbeiten von Picasso, Miró und Tàpies zu bestaunen war. Den Dialog zu führen, das sieht José Ignacio Olmos auch in Berlin als seine vorrangige Aufgabe. Das umfangreiche Angebot an Sprachkursen und das Kulturprogramm sind dabei die beiden wichtigsten Bestandteile. „In Berlin wird meine Arbeit nicht die gleiche sein wie in Tunesien. Aber überall gilt: Es ist sehr wichtig, kein unilaterales Programm zu machen, sondern Brücken herzustellen und die bereits bestehenden Brücken auszubauen. Im Bereich Architektur, Literatur oder Theater müssen wir Kooperationen pflegen.“ Ein einschneidendes Ereignis bildet in diesem Zusammenhang, der jüngst unterzeichnete weltweit gültige Kooperationsvertrag zwischen dem Goethe Institut Inter Nationes und dem Instituto Cervantes, der einen Tag vor der Eröffnung im Cervantes Institut Berlin besiegelt wurde. Den Auftakt des Kulturprogramms im Cervantes Zentrum Berlin bilden Lesungen mit Arturo Benavente, Ignacio Ramonet oder Jorge Edwards, Konzerte und eine Cita fija, die monatliche Reihe zum spanischsprachigen Film im Babylon-Kino. Der Standort Berlin ist für den studierten Philosophen, Volkswirtschaftler und Pianisten Olmos, der in den letzten zehn Jahren zunächst das Cervantes-Institut in Bremen und später in München leitete, eine durchaus neue Erfahrung. Die Kulturarbeit in Berlin sieht er als eine „unglaublich interessante aber schwierige Herausforderung. Im Gegensatz zu München beispielsweise muss man nicht unbedingt die etablierte Kultur aus der ersten Reihe präsentieren, sondern in Berlin gilt: interessant ist, was tatsächlich interessant ist.“ Wir dürfen daher gespannt sein, welche hispanischen Impulse die Hauptstadtkultur erwartet. Dass das Instituto Cervantes eine Bereicherung für Berlin ist, steht außer Frage.