ETA Opfer

Von Tobias Heider

Auf der „Schwarzen Liste“ der ETA zu stehen, ist mit einem Todesurteil gleichbedeutend. Doch mehr und mehr Basken wehren sich gegen den Terror, fordern ein Ende der Gewalt und wünschen sich Frieden für ihre Heimat.

Carmen Gurruchaga, Journalistin und Autorin, hat die Folgen ihrer Kritik an ETA zu spüren bekommen: Bombenanschläge in der Privatwohnung und immer intensivere Drohungen gegen sie und ihre Familie zwangen Gurruchaga vor einigen Jahren der baskische Redaktion von El Mundo den Rücken zu kehren. Heute lebt sie unter ständiger Bewachung von drei Leibwächtern in Madrid.

 

Zahlreiche Journalisten verloren ihr Leben durch Kopfschüsse und Autobomben oder wurden durch Briefbomben verstümmelt. Die eindeutige Botschaft: Medien, die kritisch über ETA berichten und informieren, müssen mit Anschlägen rechnen.

 

Neben solchen Beispielen gibt es eine Vielzahl von Polizisten, Richtern, Generälen und Vertretern aus allen Bereichen des Staates und der Gesellschaft, die mit der täglichen Bedrohung durch ETA leben müssen. Obwohl teilweise selber Basken und ebenfalls für baskische Autonomie eintretend, müssen viele der ETA-Opfer physische und psychische Qualen der ETA erleiden. ETA hat ein Klima der Angst geschaffen.

 

Widerstand gegen Terror

 

Mit zunehmender Zahl unschuldiger Opfer des ETA-Terrors stieg die Kritik und Empörung über ETA. Es entstanden Bürgerinitiativen und Organisationen, die öffentlich dem ETA-Terror entgegentreten und eine Abkehr ETAs vom bewaffneten Kampf fordern. Dazu gehören Initiativen wie Basta ya, Manos Blancas, Foro de Ermua und Gesto por la Paz. Häufig sind die Engagierten persönlich oder emotional vom Leid der ETA-Opfer betroffen.

 

Nach den Jahren der Franco-Herrschaft, vor allem seit 1980, sank die Akzeptanz in der Bevölkerung für die gewaltbereiten Nationalisten. Die immer häufiger stattfindenden Großdemonstrationen belegen deutlich den schwindenden Rückhalt der ETA in der baskischen Bevölkerung.

 

Vor allem der Anschlag auf den Lokalpolitiker der Partido Popular (PP), Miguel Angel Blanco, im Sommer 1997 stellt einen Wendepunkt dar. Nicht nur ETA, sondern nun auch die ETA-nahe Partei Herriatok Batasuna (HB) – heute Batasuna – wurde zur Zielscheibe der Kritik. Demonstranten griffen sogar Büros und Mitglieder der HB an, weil die Partei den Tod Blancos lediglich als „bedauernswerten Zwischenfall“ bezeichnete.

 

bakea

 

Immer dann, wenn eine Person – welcher politischen Couleur auch immer – der ETA-Gewalt zum Opfer fällt, gehen Mitglieder der Initiativen auf die Straße und protestieren mit blauen Schleifen zum Zeichen der Solidarität, mit Spruchbändern und der Aufschrift „bakea“ – Friede - sowie dem Symbol der „weißen Hände“ gegen Gewalt und Hass. Auch das Foro de Ermua, 1997 nach dem Anschlag auf Miguel Angel Blanco von baskischen Intellektuellen gegründet, streitet für ein tolerantes Baskenland. Eines der bekanntesten Mitglieder ist der Philosophieprofessor und Autor Fernando Savater, der, selbst Baske und von Leibwächtern beschützt, sich schreibend und diskutierend dem Terrorismus der ETA entgegenstellt.

 

Er führt die Ziele ETAs ad absurdum und setzt ihre Ideologie mit ethnischer Säuberung gleich. Savater weist darauf hin, dass nur zehn Prozent der Basken radikal-nationalistisch stimmen. Wie also könne ETA behaupten, für die Basken zu sprechen? Zugleich stellt er das Baskische als Abstammungsargument in Frage. Savaters Vater stammt aus Granada, seine Mutter aus Madrid, die Großeltern sind Katalanen und Savater selbst ist in Donostia - San Sebastian - geboren. Er ist ein „Mischling“ - wie sechs von zehn Basken. In seiner Kritik steht auch das Diktat der Partido Nacionalista Vasco (PNV). Beispielsweise hat sie es zu verantworten, dass im baskischen Fernsehen eine Wetterkarte gezeigt wird, auf der das spanische Baskenland, Navarra und das französische Baskenland, wider aller politischen Gegebenheiten, zu einer Einheit verschmelzen.

 

Es bleibt zu hoffen, dass die rationalen, toleranten und pazifistischen Kräfte im Baskenland die Oberhand gewinnen und eine friedliche Lösung herbeiführen können.

 

Weitere Informationen zum Thema

 

  • Internet-Seite der Organisation Basta ya, Informatio-nen zu ETA, Opfern, Friedensinitiativen
  • Internet-Seite von Covite - Vereinigung der Terroris-mus- Opfer im Baskenland
  • Internet-Seite von Foro Ermua mit aktuellen und his-torischen Informationen
  • Internet-Seite des Vereins für Terrorismus-Opfer, Selbsthilfe-Gruppe
  • Internet-Seite der Organisation Elkarri, Ziel Elkarris ist den Friedensprozess zu fördern, Lösungen zu er-arbeiten und eine Normalisierung der baskisch-spansichen Politit zu erreichen