Raúl

Neuer Latinostar aus Spanien am Pophimmel

von Dieter Wolf

Dass er im Baskenland geboren ist, bewegt Raúl nur in Maßen. „Meine Eltern zogen der Arbeit wegen nach Vitoria. So bin ich dort geboren und damit Baske“. Wird er nach seiner politischen Einschätzung der separatistischen Bewegung gefragt, hält er sich vornehm zurück. Fragen wie der nach der Unabhängigkeit, oder wie spanisch ein Baske sein darf, beschäftigen ihn wohl nur am Rande.

Raúl macht schließlich Popmusik. Da werden nun mal die großen Themen der Welt eher selten reflektiert. Raúls Liebe gilt einzig dem beschwingten Latinosound. Aber warum gerade „Latino“? Spanien ist nicht Südamerika. Das sieht Raúl ganz pragmatisch: „Latino hat internationale Qualitäten. Esbist ein globaler Stil für spanisch klingende Tanzmusik geworden, der international verstanden wird.“ Einen Verlust eigener Identität sieht er nicht dadurch, widerspricht vielmehr der Theorie, dass ein Höchstmaß an nationalem Charakter wirkliche Internationalität bedeutet.

 

Das hintertreibt natürlich der Prototyp des globalisierten Latinsounds: Ricky Martin. Auf Druck seiner amerikanischen Plattenfirma hatte Martin sein gesamtes, in spanisch gesungenes Material, noch einmal in Englisch aufnehmen müssen. Das hatte funktioniert. „Ich kann Ricky gut verstehen“, erklärt Raúl, „Ricky wusste, dass der amerikanische Musikmarkt riesig und weltbeherrschend ist. Wer sich dort durchsetzt, hat auch in der Welt Erfolg.“

 

Raúl Fuentes wurde vor 27 Jahren in Vitoria, der Hauptstadt des Baskenlandes, geboren. Dort besuchte er die Schule und arbeitete anschließend als technischer Angestellter in der Stadtverwaltung. Bei einem Talentwettbewerb im baskischen TV-Sender „Euscal Telebista“ machte er zum ersten Mal auf sich aufmerksam. Ende 1998 entschied er sich für eine Profikarriere. 2000 ging's dann richtig los. Er nahm an der Vorauswahl zum Grand Prix d´ Eurovision teil. Sein Song „Sueno su boca” war plötzlich in aller Munde. Sechsfach Platin gab es kurz darauf für das gleichnamige Album: 600.000 Einheiten. Nun soll auch der europäische Kontinent im Sturm genommen werden. Nach seinem letzten spanischen Sommerhit „Prohibida“ heißt auch die erste deutsche Veröffentlichung „Forbidden“. Erste Sigleauskoppelung des Albums ist „Susanna“. Die Single beherbergt sowohl die englische wie auch eine spanische Version. Dass er gerade von Deutschland aus seine europäische Karriere starten möchte, liegt für ihn auf der Hand: „Deutschland ist mit seiner enormen Wirtschaftskraft der Schlüssel zu seinen Nachbarstaaten und damit zu ganz Europa“, schmeichelt er. Und sollte sich dieser Plan erfolgreich zeigen, möchte er seine Platten in Zukunft auch auf Spanisch veröffentlichen.