Eusébio

und die große Zeit des portugiesischen Fußballs

von Alex Martins

Fußballkönige der heutigen Zeit sind zumeist gut bezahlt, wechseln Spitzenklubs wie die Unterwäsche und überzeugen entweder technisch oder taktisch. Vor 40 Jahren war beim Fußball einiges anders. Der in Mosambik geborene Eusébio da Silva Ferreira war ein sowohl taktisch als auch technisch brillanter Fußballer. Dass er auch noch mit einem überdurchschnittlich starken Schuß das Runde recht oft ins Eckige beförderte, hatte sich schnell bei den meisten Torhütern herumgesprochen. Schnell wurde er auch über portugiesische Rasen hinaus bekannt.

 

Fußballkönige der heutigen Zeit sind zumeist gut bezahlt, wechseln Spitzenklubs wie die Unterwäsche und überzeugen entweder technisch oder taktisch. Vor 40 Jahren war beim Fußball einiges anders. Der in Mosambik geborene Eusébio da Silva Ferreira war ein sowohl taktisch als auch technisch brillanter Fußballer. Dass er auch noch mit einem überdurchschnittlich starken Schuß das Runde recht oft ins Eckige beförderte, hatte sich schnell bei den meisten Torhütern herumgesprochen. Schnell wurde er auch über portugiesische Rasen hinaus bekannt.

Geboren wurde der dunkelhäutige Fußballstar der 60er und frühen 70er Jahre am 25. Januar 1942 im Stadtteil Bairro da Malafaia in Maputo, der mosambikanischen Haupstadt, unter dem damaligen Kolonialstatus noch als “Lourenço Marques” geführt. Mit zwölf Jahren wurde sein Talent entdeckt und bei einem örtlichen Klub mit dem ungewöhnlichen Namen Os Brasileiros FC gefördert. Die Profikarriere begann praktisch mit 15 Jahren, als ihn der Sporting Clube de Lourenço Marques verpflichtete, ein Ableger des gleichlautenden Lissabonner Vereins, Sporting Clube de Portugal. Dieser hätte Eusébio mehr als gerne einfach in ein Flugzeug gesteckt und nahtlos in seinen Profikader übernommen, als Eusébio 1960 das Alter von 18 Jahren erreicht hatte und sogar die kritischsten Sportbeobachter längst überzeugt hatte. Doch nach langem Hin und Her gelang es gerade dem Lokalrivalen Sport Lisboa e Benfica, Eusébio zu verpflichten. Und diese Verpflichtung sollte sich sowohl für die “Adler” als auch für die portugiesische Nationalmannschaft sehr bald und für lange Zeit auszahlen.

 

Tore für Benfica

 

Gleich in der erste Saison 1960/61 erfüllte Eusébio die Erwartungen seiner Arbeitgeber: Benfica Lissabon wurde Meister, der Spieler entwickelte sich nach und nach zum Torschützen mit außerordentlichen technischen Fähigkeiten. Nach der ersten und erfolgreichen Saison wurde Eusébio rasch in den Kader der Nationalmannschaft aufgenommen und schoss bei seinem Länderspieldebüt am 8. Oktober 1961 gegen Luxemburg gleich das erste Tor für Portugal, das jedoch mit 2-4 unterlag. Doch auch der selecção sollte Eusébio erfolgreiche Zeiten bescheren. In die Zeit bei Benfica fallen zahlreiche internationale Auszeichnungen und Tore.

 

WM 1966 in England

 

In den 60ern konnte sich die fußballinteressierte Welt als Favoriten für die FIFA-Weltmeisterschaft nur eine Handvoll Mannschaften vorstellen, darunter Brasilien, Deutschland und die damalige Tschechoslowakei. Dass Mannschaften wie Portugal oder Nordkorea überraschend weit kommen würden, haben sich damals die wenigsten vorstellen können. Bei der WM-Qualifikation 1965 konnte sich Portugal in sechs Spielen nur knapp gegen die Tschechoslowakei durchsetzen. Zwar glänzte das Team gegen die Türkei vor Lissabonner Publikum mit fünf Toren bei nur einem Gegentreffer, doch im letzten Spiel verloren die Portugiesen in Bukarest mit 0:2 und setzten beinahe die Qualifikation für die Endrunde in England aufs Spiel. Dort hatte Portugal in der Gruppe C mit drei Gegnern zu tun: Ungarn, Bulgarien und Brasilien. Ein wahrlich schweres Unterfangen gegen die Magyaren anzutreten, welche vier Jahre zuvor in Chile triumphiert hatte und somit direkt qualifiziert waren. Im ersten Spiel besiegte am 13.07.1966 Portugal Ungarn mit 3:1 und drei Tage später gewann die selecção lusa gegen Bulgarien mit 3:0. Titelverteidiger Brasilien hatte bereits gegen Ungarn (1:3) enttäuscht, so dass sie ihre Chance fürs Weiterkommen auch gegen Portugal vergaben (ebenfalls 1:3).

 

Es war Eusébios Turnier: er traf, traf und traf. Der schon zur damaligen Zeit als lebende Legende gefeierte Pelé hatte Konkurrenz bekommen. Im Viertelfinale (am 23. Juli in Liverpool) traf Portugal auf Nordkorea, die sich als Gruppenzweiter gegen Chile und Italien knapp durchgesetzt hatten. Die ersten 45 Minuten begannen für Portugal alles andere als gut. Nordkorea hatte mit 3:0 deutlich vorgelegt, als die Portugiesen eine wahre Aufholjagt starteten und sich nach 90 Minuten mit 5:3 (Halbzeitstand 2:3) die Halbfinalteilnahme sicherten. Eusébio schoss vier der fünf Tore. Nun schien alles möglich. Im Halbfinale traf man am 26.07. in London auf den Ausrichter der WM, England, gegen den man mit 1:2 unterlag. Diese hatten sich als Gruppenerster mit einer Tordifferenz von 4:0 durchgesetzt und Argentinien im Viertelfinale mit 1:0 nach Hause geschickt. Eine zwar makellose Punktebilanz ohne Gegentor, doch einen torreichen Angriffsfußball boten Bobby Charlton und seine Jungs nicht. Diese Aufgabe erfüllte Eusébio, der mit 9 Toren Torschützenkönig der WM wurde. Portugal blieb also der Titel verwehrt, nicht aber der dritte Platz, der im so genannten kleinen Finale mit 2:1 gegen die UdSSR geholt wurde. England wurde Weltmeister, doch Eusébio war der unbestrittene Star des Turniers. Das Bild des weinenden Stürmers ging um die Welt. Die britische Öffentlichkeit konnte ihre Faszination für den portugiesischen Kicker nicht verheimlichen. Gleich nach der WM wurde bei Madame Tussaud in London ein Ebenbild aus Wachs hergestellt.

 

Die Parallelen mit der Europameisterschaft von 1984 sind offensichtlich: Portugal scheidet knapp im Halbfinale aus, das Gastgeberland wird Weltmeister... Portugiesische Fußballfans wissen spätestens auch seit der EM 2000, dass Geschichte sich zumindest in Stadien wiederholen kann.

 

Loyalität

 

Wenn man Eusébio zwei Sachen nicht vorwerfen kann, dann ist es zum einen, nicht genug Tore geschossen zu haben, und zum anderen, dass er seinem Fußballverein Benfica nicht die Treue gehalten hätte. Fast eineinhalb Jahrzehnte spielte und traf der Dribbelkünstler mit dem strammen Schuss für den Hauptstadtklub. In dieser Zeit wurden elf portugiesische Meisterschaften und 1962 der Europäische Pokal der Landesmeister gewonnen, wobei er immer wieder durch spektakuläre Tore auffiel. In den Spielzeiten 62/63, 64/65 und 67/68 wurde Benfica jeweils Zweiter des europäischen Landesmeisterpokals. Auch in Übersee gewann Eusébio Trophäen (1975 die US-Meisterschaft für Boston und 1976 die mexikanische Meisterschaft für Monterrey). 1978 beendete der damals 36-Jährige nach einer wahren nordamerikanischen Tour als Spieler durch Mexiko, USA und Kanada seine Karriere. Bei Benfica übt Eusébio heute beratende und repräsentative Funktionen aus. Eine große internationale Karriere in Italien wurde in den 60er Jahren durch Diktator Salazar mit der Begründung verhindert, Eusébio gehöre nur der portugiesischen Nation.