Was Menschen bewegt...

Portrait des aufstrebenden Künstlers Ernesto Marques

von Alex Martins

Der Autodidakt Ernesto Marques, 1975 im portugiesischen Viseu geboren, lebt seit 1993 in Jülich bei Köln. Seit 1998 geht er mit seiner Kunst in die Öffentlichkeit, ist Bildhauer und malt abstrakt und modern. Ob Acryl-Mischungen, Ummantelung aus Bleiblech, Materialcollagen oder Kiefer: Marques gelingt mit seiner Kunst ein fließender Übergang über Material- und Stilgrenzen hinweg. Trotzdem bleibt er bei seinem Kunstverständnis, Menschen zu bewegen.

 

Nach und nach gelang es dem jungen Künstler, bei verschiedenen Ausstellungen auf sein Schaffen auf- merksam zu machen. So zeigte er sich und seine Arbeiten auch bei den Portugiesischen Kulturtagen Ende September 2001 in Münster. Die Kunst Ernesto Marques´ ist sehr emotional geprägt. Sein früh verstorbener Vater, die Füllung dieses Vakuums durch seinen Großvater, die in Portugal mystisch gelebte und sehr auf Heiligenlegenden beruhende katholische Religion, alles dies bildet den Erfahrungshintergrund, der das Werk des Künstlers maßgeblich beeinflusst. Marques Weg zur Kunst schien lange vorbestimmt, zumal er das technische Handwerk bereits ausübte. „Gearbeitet habe ich als Zimmermann. Obwohl ich schon immer auch gezeichnet habe, traute ich es mir nie zu, irgendwann eine Ausstellung zu machen.“ Im nachhinein blickt er wie selbstverständlich auf seinen Weg zur Kunst zurück: „Bei mir hatte es vielleicht mit Zufall zu tun, oder es war eher Schicksal. Das Künstlerdasein steckt in dir drin; irgendwann entdeckst du das und machst es einfach.“

 

Zufall und/oder Schicksal

 

Trotzdem brauchte Marques ein Schlüsselereignis, um mit seiner Kunst an die Öffentlichkeit zu gehen: „Als ich einige Bilder zusammen hatte und mit einem Künstler darüber sprach, machte er mir Mut, eine eigene Ausstellung zu machen. Diese erste Ausstellung brachte den Stein ins Rollen. Daraufhin habe ich mich auch für andere Ausstellungen beworben.“ Von Kunst nur um der Kunst willen hält er nicht viel, sieht er sich doch als Künstler einer bestimmten Funktion unterworfen. „Natürlich möchte ich dem Publikum mit meiner Kunst etwas bestimmtes sagen. Ich beschäftige mich mit Menschen. Viele beschäftigen sich mit Natur, indem sie Natur malen. Bei mir steht das im Mittelpunkt, was die Menschen bewegt.“

 

Die Aktualität der Kunst und die Zukunft

 

Selbst aktuelle Ereignisse wirken in seinen Arbeiten nach und verursachen detaillierte Reaktionen von Seiten des Publikums. „In letzter Zeit sind viele Bekannte auf mich zugekommen und sagen mir, sie seien gespannt, wie ich als Künstler auf den Terrorakt reagiere. Eine meiner Skulpturen, das „Kosovokind“, löst bei dem Publikum stets sehr interessante Reaktionen aus. Es hat wohl zu sehr mit Realität zu tun, als dass es unbeachtet bleiben könnte. Und genau das will ich als Künstler.“ Jetzt ist Ernesto Marques´ Beitrag auf regionalen Ausstellungen seit über zwei Jahren so erfolgreich gewesen, dass er sich getrost weiter herauslehnen möchte. „In 2002 werde ich in Berlin, Hamburg und München ausstellen. Geplant sind auch Ausstellungen im Ausland, zum Beispiel in Luxemburg, Barcelona und Lissabon. Mein eigentliches Ziel aber habe ich fast erreicht. Seit 1998 versuche ich, von der Kunst zu leben. Das ist wohl der Traum jedes Künstlers, und es ist heutzutage sehr schwer. Ich stelle mir in näherer Zukunft größere Projekte vor.“ Die Passivität der in Deutschland lebenden portugiesischen Mitbürger gegenüber der eigentlich sehr erfolgreichen und kreativen Kunstszene seines Heimatlandes lässt ihn noch mehr für portugiesische Kunst eintreten: „Auch wenn Portugal eher für Architektur bekannt ist, gibt es dort viele namhafte Künstler, welche den Portugiesen hier in Deutschland kaum bekannt sind. Auf der ArtCologne ist Portugal immerhin mit mindestens drei Galeristen vertreten!“ Ernesto Marques hat sich zu einem aufstrebenden Künstler entwickelt, dessen Name weit über Jülich hinaus klingt.