Arbeitsmigration und Exil

Spanier, Portugiesen und Lateinamerikaner in Deutschland

von Axel Kreienbrink

Die Geschichte der Spanier, Portugiesen und Lateinamerikaner in Deutschland ist vor allem eine Geschichte von Arbeitswanderung und Exil im 20. Jahrhundert. Aber schon weit früher spielten Spanier und Portugiesen in der deutschen Geschichte eine Rolle, sei es als vertriebene Juden oder als Soldaten.

 

Portugieser und Spaniolen

 

Im Jahr der Eroberung Granadas, des letzten maurischen Reiches auf spanischem Boden, und der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus 1492, verfügten die Katholischen Könige Ferdinand und Isabella die Ausweisung der Juden. Die Juden, die sich selber Sephardim nach dem hebräischen Wort für Spanien (Sepharad) nannten, hatten schon vorher unter zunehmender Diskriminierung zu leiden gehabt. Um derAusweisung zu entgehen, ließ sich ein Teil taufen, die Mehrheit aber verließ das Land, u.a. in Richtung Portugal. Doch auch dort mußten sie fünf Jahre später um ihr Leben fürchten. Der portugiesische König Emmanuel durfte nämlich seine spanische Braut nur unter der Auflage der Vertreibung der Juden heiraten. Um aber den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Landes zu verhindern, wurden massenhaft Zwangstaufen angeordnet, denen die päpstliche Erlaubnis folgte, weiter den alten Glauben praktizieren zu dürfen. Diese Phase fand 1531 mit der Vertreibung der sogenannten 'Neuchristen' durch die Inquisition ihr Ende. Viele gingen in die Niederlande, nach Antwerpen und Amsterdam und einige erreichten auch Norddeutschland, z. B. Hamburg oder Emden. Da sie häufig Vermögen mitbrachten und als Ärzte oder Kaufleute von hoher Bildung und selbstbewußtem Auftreten waren, wurden sie, offiziell meist noch Katholiken, akzeptiert und erhielten zum Teil auch das Bürgerrecht, das den einheimischen (aschkenasischen) Juden verwehrt war. Dennoch lebten und heirateten die Portugieser oder Spaniolen, wie sie genannt wurden, unter sich und bekannten sich in der Regel sehr bald auch wieder offen zum Judentum. Von ihrer Umwelt wurden sie ob ihrer 'Exotik' mit Verwunderung und Mißtrauen betrachtet. Als Juden blieben sie immer, trotz zum Teil sehr einflußreicher Positionen, weitgehend Außenseiter. Das galt auch später noch bei so bekannten Nachfahren der Sephardim wie Heinrich Heine, Albert Ballin oder Rosa Luxemburg.

 

Spanien und das Reich

 

Aber auch die Spanier selbst und nicht nur ihre 'Opfer' spielten eine Rolle in Deutschland. Im Jahr 1519 wurde der Habsburger Karl V., der zugleich als Karl I. König von Spanien war, zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gewählt. Damit trat das "Reich, in dem die Sonne nie unterging” in die deutsche Politik ein. Die Casa d'Austria regierte in Wien und Madrid, wobei sich die spanischen Könige als das Haupt der Familie verstanden, was eine verstärkte Präsenz von Spaniern und (nach der Annexion Portugals durch Philipp II. 1580) Portugiesen im Reich zur Folge hatte. Sie traten als Berater und Diplomaten am Hof in Wien und in den Residenzen der deutschen Fürsten auf. Als Jesuiten waren sie wesentliche Träger der Gegenreformation. Im Prag Kaiser Rudolfs II. gab es eine regelrechte spanische Partei. Der Wiener Hof übernahm das spanische Zeremoniell, und die spanische Mode war für lange Zeit bestimmend.

 

Vor allem aber wurden die Spanier als Soldaten erlebt. Der 1568 entflammte spanisch-niederländische oder auch Achtzigjährige Krieg griff immer wieder auf die angrenzenden westlichen deutschen Territorien über. Streifzüge der Soldaten der Herzöge Alba oder Farnese und die Suche nach guten Winterquartieren waren die Gründe. Es gab aber auch direkte Eingriffe in Reichsangelegenheiten, wie z. B. den sogenannten Kölner Krieg von 1583, als die Protestantisierung Kölns verhindert wurde. Die Stadt Lingen an der Ems war sogar für längere Zeit eine spanische Festung. Noch wesentlich stärker traten die Spanier im Dreißigjährigen Krieg in Erscheinung. 1619 besetzten sie unter Spínola die Pfalz und wüteten verheerend. Später zog der Bruder König Philipps IV., der Kardinalinfant Ferdinand, mit seinen Truppen durch den Südwesten des Reiches. Erst mit dem Westfälischen Frieden von 1648 wurden die Spanier dauerhaft aus dem Reichs verbannt.

 

Sie waren im Reich immer Fremdkörper geblieben, die gefürchtete wurden und denen Haß entgegenschlug. Ihnen ging der Ruf voraus, arrogant, despotisch und grausam zu sein. Die Benennungen von Folterinstrumenten wie dem 'Spanischen Stiefel' geben davon Zeugnis. Der zusammenfassende Begriff für diese Vorstellungen von Spanien war die leyenda negra, die Schwarze Legende, deren Wurzeln im 15. Jahrhundert in Italien lagen, deren Wirkungen aber noch bis ins 20. Jahrhundert reichten.

 

Die 'Gastarbeiter'

 

Die zahlenmäßig stärkste Präsenz von Spaniern und Portugiesen in der Bundesrepublik Deutschland ergab sich aber erst in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Arbeitsmigration.

 

Sie kamen als 'Gastarbeiter', als Arbeitskräfte auf Zeit, die neben Italienern, Jugoslawen und später vor allem Türken den Mangel an Arbeitskräften ausgleichen sollten. Sowohl Spanier als auch Portugiesen gehörten dabei zu den kleineren und unauffälligeren Gruppen, auch wenn zufällig der einmillionste 'Gastarbeiter' ein Portugiese war.

 

Die spanische Arbeitswanderung begann in der Bundesrepublik Deutschland 1959. Allerdings hatte es während des Zweiten Weltkrieges ein Vorspiel gegeben, als 1941 zwischen Franco und Hitler-Deutschland ein Vertrag über Anwerbung geschlossen wurde. Aus den anvisierten 100.000 Arbeitern, die in der deutschen Kriegsindustrie arbeiten sollten, wurden aber insgesamt nur ca. 8.000. Mit der politischen Abwendung Spaniens von Hitler zog es sich aus seinen Verpflichtungen zurück, zumal die Arbeiter nicht die zugesicherten Bedingungen vorfanden, sondern wie Zwangsarbeiter behandelt wurden.

 

Ab Mitte der fünfziger Jahre setzte nach den Jahren der Isolation Spaniens wieder nach und nach eine offizielle Arbeitswanderung in Richtung Europa ein, die sich stark nach Frankreich, Belgien und in die Schweiz orientierte. Mit der außenpolitischen Öffnung Spaniens ab 1959 sowie der deutschen Anwerbung ab 1960 wurde auch Deutschland ein wichtiges Ziel. Die Zahl der Spanier wuchs von ca. 400 im Jahr 1954 auf fast 183.000 1965. Der Umfang der spanischen Wohnbevölkerung erreichte seinen Höhepunkt Anfang der siebziger Jahre mit über 270.000. Von da an ergab sich eine relativ kontinuierliche Abnahme der Zahl, die 1997 bei ca. 132.000 lag.

 

Für Portugal mit seiner starken Auswanderungstradition, besonders nach Brasilien und in die USA, war nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem Frankreich das bevorzugte Ziel. Die Portugiesen bilden dort noch heute nach den Algeriern die zweitstärkste Gruppe. Der Anwerbevertrag mit Deutschland wurde erst 1964 geschlossen. Anfangs kamen nicht allzu viele und die Rezession von 1967/68 führte, wie auch bei den Spaniern, zu einer starken Rückkehrwelle. Von da an stieg die Zahl wieder auf ihren Höchststand 1974 mit ca. 122.000.

 

Die Gründe für die Arbeitswanderung lagen vor allem im ökonomischen Bereich. Arbeitslosigkeit und geringe Löhne waren in Portugal wie in Andalusien oder Galizien drückend. Dazu kam z. T. auch Unzufriedenheit mit den diktatorischen Regimen unter Franco und Salazar bzw. Caetano. In Portugal war ein weiteres Motiv die Flucht vor dem Militärdienst, der durch die afrikanischen Kolonialkriege bedingt vier Jahre dauerte und die Rekruten nach Übersee führte. Aber auch die Sorge für eine bessere Ausbildung ihrer Kinder wurde von viele Emigranten angegeben.

 

Nach dem Anwerbestop Ende 1973 war nur noch die Familienzusammenführung als Zuwanderungsform möglich, aber auch hier versuchten die deutschen Behörden, Steine in den Weg zu legen. Die sinkende Zahl der Spanier und Portugiesen hing weiterhin mit den politischen Entwicklungen in den Heimatländern zusammen, die viele Hoffnungen weckten. 1974 stürzte die Nelkenrevolution in Portugal das Caetano-Regime, und die Kriege in Übersee fanden ein Ende. Ende 1975 starb Franco und machte den Weg frei für eine Demokratisierung Spaniens.

 

Hinzu kamen die Rückkehrhilfen der Bundesregierung, die vor allem viele Portugiesen überstürzt zurückkehren ließen, ohne die Möglichkeit, wieder nach Deutschland zu kommen. Die Situation veränderte sich erst 1986 mit dem Beitritt Portugals und Spaniens zur EG, der die Einreisemöglichkeiten wesentlich verbesserte. Weitere Erleichterungen ergaben sich durch die Niederlassungsfreiheit innerhalb der EU seit 1993. Das hatte besonders Auswirkungen auf die Zahl der Portugiesen, die im Gegensatz zu der der Spaniern seit 1988 wieder stieg. Betrug sie 1987 noch knapp 70.000, so lebten 1997 in Deutschland erstmals mehr Portugiesen als Spanier, nämlich ca. 132.300.

 

Leben in Deutschland

 

Die Lebenssituation der Migranten hat sich seit den 1950er und 1960er Jahren wesentlich verändert. Waren zu Beginn Sammelunterkünfte die Regel, so wurden nach und nach individuelle Wohnungen bezogen. Aber auch die Wohnlagen veränderten sich mit der Zeit von Gegenden mit einem hohen zu solchen mit niedrigem Ausländeranteil. Eine Koloniebildung wie bei den Türken fand allerdings nicht statt. Auf dem Arbeitsmarkt zeichneten sich die Spanier und vor allem die Portugiesen durch eine sehr geringe Arbeitslosenquote aus. Aber auch sie haben die allgemein zunehmende Arbeitslosigkeit und seit dem Zusammenbruch der sozialistischen Regime die neue Konkurrenz aus Osteuropa zu spüren bekommen. Der Anteil an ungelernten Kräften nimmt kontinuierlich ab, qualifizierte Ausbildungen, vor allem in der zweiten Generation, nehmen zu. Gerade dieser zweiten Generation wollten die Eltern in Deutschland bessere Bildungsmöglichkeiten als in der Heimat bieten. In den ersten Jahren scheiterte dieses Vorhaben allerdings an einer unzureichenden Vorbereitung. Weder die verantwortlichen Stellen in Deutschland noch in den Heimatländern hatten ein Konzept. Die Einrichtung von muttersprachlichem Unterricht, für die geplante und erwartete Rückkehr unabdingbar, oblag den Heimatländern, hatte aber oft keinen Bezug zum deutschen Unterricht. Staatlicherseits wurde auf diese Mängel nicht eingegangen, es war vor allem die katholische Kirche, die helfend einsprang. Dennoch verließen viele Kinder die Schule ohne Abschluß und hatten entsprechen schlechte Chancen. Zum Teil wurden die Kinder sogar wieder in die Heimatländer geschickt, zur Absolvierung der Schule und zur 'richtigen' Sozialisation. Mittlerweile hat sich die Situation gebessert. Das Interesse am muttersprachlichen Unterricht läßt aber weiter nach, da vielfach der Gedanke an eine Rückkehr ausgeschlossen wird. Die Anteile der spanischen und besonders der portugiesischen Schüler, die weiterführende Schulen besuchen, sind gestiegen, ebenso diejenigen an den Universitäten. Hier kommen aber noch Studenten hinzu, die im Austausch über Programme wie Erasmus oder Sokrates ein Auslandsstudium absolvieren.

 

Von deutscher Seite war ursprünglich erwartet worden, daß die angeworbenen Arbeitskräfte nach Ablauf der Verträge, die ursprünglich auf ein oder zwei Jahre lauteten, wieder zurückkehren würden, und viele auch tatsächlich wollten. Besonders die geringe Integration förderte den Rückkehrwillen. Da aber nach dem Anwerbestop nicht mehr die Möglichkeit bestand, erneut in die Bundesrepublik zu kommen, falls die Verhältnisse in der Heimat nicht den Erwartungen entsprachen, entschieden sich viele, länger zu bleiben. Die wirtschaftliche Situation in Spanien und Portugal, aber auch das Gefühl, mittlerweile in der Heimat fremd zu sein, zum Teil von den Zurückgebliebenen beneidet und abgelehnt zu werden, haben dazu geführt, daß viele sich auf Dauer in Deutschland eingerichtet haben. Aber auch die Jahre in Deutschland haben viele hier heimisch werden lassen. In rechtlicher Hinsicht veränderte sich im Laufe der Zeit der Aufenthaltsstatus von einer befristeten über eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis zu einer Aufenthaltsberechtigung. Für die zweite und dritte Generation, die hier sozialisiert wurde und denen zum Teil ausreichende Kenntnisse der Muttersprache fehlen, wäre die Rückkehr eine Art Rück-Auswanderung, die für sie keine Option mehr ist.

 

Lateinamerikaner im Exil

 

Lateinamerikaner sind in Deutschland lange Zeit nicht besonders in Erscheinung getreten. Die Kolonien Spaniens und Portugals waren relativ abgeschlossen. Erst mit dem Abschütteln der Kolonialherrschaft in den Unabhängigkeitskriegen von 1811 bis 1821 erfolgte eine Öffnung. Alexander von Humboldt trug Wesentliches zum Wissen über Lateinamerika bei. Dennoch war Deutschland kein Ziel. Die intellektuelle Elite orientierte sich an Frankreich. Lediglich zur militärischen Ausbildung wurden immer wieder Offiziere, besonders Chilenen, über den Atlantik nach Deutschland geschickt.

 

Infolge der wiederholten Revolten, Revolutionen und pronunciamentos waren immer wieder Lateinamerikaner gezwungen, ins Exil zu gehen. Exilländer waren vor allem Nachbarstaaten, die USA, Spanien oder Frankreich. Deutschland gehörte nicht zu den bevorzugten Ländern, übrigens auch nicht für Portugiesen und Spanier. Das galt auch für Chile, als 1973 Präsident Allende gestürzt wurde. Der Putsch, der auch Exilierte aus anderen lateinamerikanischen Diktaturen wie Argentinien, Brasilien oder Bolivien traf, löste den größten Exodus seit den Unabhängigkeitskriegen aus. In Deutschland schlug den Chilenen von privater Seite eine Welle der Solidarität entgegen, während die Aufnahme staatlicherseits sehr restriktiv gehandhabt wurde. Von den ca. 4.000, die 1974 in der Bundesrepublik lebten, wurden nur 1.500 als Flüchtlinge anerkannt. Von privater Seite wurde mit der Vergabe von Stipendien und der Vermittlung von Arbeitsstellen geholfen, um so die Einreise zu ermöglichen. Trotz einsetzender Rückkehr und Zunahme der Einbürgerungen ab Mitte der achtziger Jahre erhöhte sich durch Familiennachzüge und Studenten die Zahl der hier lebenden Chilenen bis 1991auf fast 7.000.

 

Die Gesamtzahl der Lateinamerikaner insgesamt ist in der Bundesrepublik Deutschland beständig gestiegen. Waren es 1970 gut 15.000, so ist die Zahl 1996 auf gut 69.000 angewachsen, wobei interessanterweise die Frauen überwiegen. Von allen Nationalitäten stellen die Brasilianer die stärkste Gruppe dar, die auch weiter wächst, während andere Gruppen, wie die Chilenen oder Argentinier, in den letzten Jahren leicht abnehmen bzw. stagnieren . Dies hängt mit der ungleichen Entwicklung in Lateinamerika zusammen. Zum einen fand seit den achtziger Jahren in fast allen Militärdiktaturen ein Übergang zur Demokratie statt. Zum anderen hat eine sehr unterschiedliche wirtschaftliche Entwicklung viele Ländern in tiefe Krisen gestürzt, so daß sich der Charakter der lateinamerikanischen Emigration von der Flucht aus politischen Gründen zur Flucht vor der Armut gewandelt hat. Bei den bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen wie in Kolumbien oder dem autoritären Regime in Peru ist es aber wahrscheinlich weiter angebracht, von Exil zu sprechen.

 

Die Integration der Exilierten verlief sehr unterschiedlich, auch bedingt durch die soziale Heterogenität der Gruppe, die von Akademikern bis zu Arbeitern reichte. Trotz der Solidarität auf deutscher Seite herrschte wechselseitiges Mißverstehen vor. Die Erwartung, bald wieder zurückzukehren, ließ viele nicht die deutsche Sprache erlernen, was wieder zu Ausgrenzung und schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt führte. In der zweiten Generation erfolgte hier ein Wechsel, der aber wie bei den 'Gastarbeiter'-Kindern damit einhergeht, daß durch die hiesige Sozialisation der Rückkehrwille abnimmt. Generell gilt für Exilierte, 'Gastarbeiter' und sonstige, daß die deutsche Gesellschaft als eher kühl empfunden wird. Fremdenfeindliche Abwehrhaltungen schaffen Angst und führen zum Rückzug aus der Öffentlichkeit.

 

Sonderfall DDR

 

In der DDR gab es ebenfalls eine erhebliche Zahl an Lateinamerikanern, vor allem Cubanern, die sich durch Arbeits- und Studienabkommen mit dem sozialistischen 'Bruderland' dort aufhielten. Ihre Zahl lag zwischen 8.-10.000 (1989). Die übrigen Nationalitäten waren kaum vertreten. Es gab noch ca. 400 Nicaraguaner, wahrscheinlich sandinistische Studenten. Als Exilland beherbergte die DDR gut 500 Chilenen, die nach 1973 dort Zuflucht gesucht hatten, und einige Dutzend Spanier.

 

Die Lebensbedingungen der ausländischen Arbeiter und Studenten waren sehr strikt geregelt. Meist gab es eine Unterbringung in gut kontrollierbaren Massenunterkünften, die kaum Kontakte zur Bevölkerung ermöglichten, die von der Staatsführung auch nicht gewollt waren. Diese Art "segregativer Eingliederung” führte zu Isolation und Entmündigung. Bei den politischen Flüchtlingen stellte sich die Lage anders dar, so daß die Chilenen ihre Situation durchaus positiv sahen. Mit dem Ende der DDR verließen viele der angeworbenen Kräfte das Land bzw. mußten es verlassen. Von den Cubanern blieben ca. 3.000 in Deutschland. Ihre Gesamtzahl ist in den letzten Jahren auf mittlerweile fast 5.000 angestiegen.

 

Spanier, Portugiesen und Lateinamerikaner in Deutschland sind heute ein fester Bestandteil des täglichen Lebens. Neben dem 'einfachen' Mitbürger sind es auch insbesondere viele Kulturschaffende und Institutionen wie das Instituto Cervantes, die mit ihrer Arbeit wesentlich das Miteinander in diesem Land bereichern und völlig unverzichtbar sind.

 

Literaturhinweise

  • Kruse, Sabine / Engelmann, Bernd (Hg.), "Mein Vater war portugiesischer Jude...” Die sefardische Einwanderung nach Norddeutschland um 1600 und ihre Auswirkungen auf unsere Kultur, Göttingen 1992.
  • Chudoba, Bohdan, Spain and the Empire, Chicago 1952.
  • Ethnische Minderheiten in Deutschland, hg. v. Berliner Institut für Vergleichende Sozialforschung, Berlin 1992/95.
  • Schmalz-Jacobsen, Cornelia / Hansen, Georg (Hg.), Ethnische Minderheiten in der Bundesrepublik Deutschland. Ein Lexikon, München 1995. 
  • Krüger-Potratz, Marianne, Anderssein gab es nicht. Ausländer und Minderheiten in der DDR, Münster 1991.