Musikrezensionen

Bixiga 70: Quebra Cabeça

Glitterbeat Records

von Julia Brekl

„Quebra Cabeça” – so heißt das neueste Album des brasilianischen Instrumental-Kollektivs Bixiga 70. Auf dem vierten Album finden sich unterschiedliche Facetten afrobrasilianischer Musikkultur:

hypnotisierende Candomblé-Trommeln, rockige Gitarren, Pop-Synthie-Klänge, tonangebende Bläser. „Dahinter steckt die Idee, Elemente aus Afrika und Brasilien musikalisch zu vereinen und daraus einen Hybrid zu schaffen“, so Flötist und Saxophonist Cuca Ferreira. Die Suche nach den afrikanischen Wurzeln begleitet das Kollektiv schon immer. Es war die Liebe zu afro-brasilianischen Musikstilen, die die zehn Bandmitglieder im ehemaligen Migranten-Viertel Bixiga in São Paolo zusammengeführt hat.

Inspiration für das neue Album kam unter anderem vom nigerianischen Musiker Orlando Julius. Aber auch Bossa-Nova-Großmeister João Donato hatte seine Finger im Spiel. Bixiga 70 feiert auf „Quebra Cabeça” den Afrobeat auf brasilianische Art. Dabei bietet das Album Tanzbarkeit mit kraftvollen Stücken wie „Primeiramente“ oder „Areia“ als auch sanftere Songs wie „Levante“. „Quebra Cabeça” entfacht ein Feuerwerk aus energischen Klängen, in denen Bläser Melodie und Ablauf bestimmen. Für Bossa Nova und Samba Fans mag „Quebra Cabeça” nicht das gewohnte Brasilien-Flair bieten. Aber gerade das ist es, was Bixiga 70 auszeichnet.

Jenny and the Mexicats: Ten Spins Round The Sun

Mexicat Records/RTD

von Frank Keil

Alternative Latin-Sounds: Jenny & The Mexicats feiern 2018 bereits ihr zehnjähriges Bandjubiläum. Die von zwei mexikanischen Bandmitgliedern in Spanien gegründete Band, zu der wenig später ein Spanier und die Britin Jenny als Sängerin/Trompeterin stießen, legt mit „Ten Spins Around The Sun“ ein neues Album vor. Mit den insgesamt 20 Tracks perfektionieren die vier Künstler*innen ihren bunten Stilmix aus Latino-Einflüssen, Punk, Rockabilly und Folk. Aufgrund der massiven Live-Präsenz in Mexiko, den USA und Europa ist das Quartett zu einer perfekten musikalischen Einheit zusammengewachsen. So wird der umfassende Karriererückblick mit zahlreichen Hits wie „La Primera Despedida“, „Frenético Ritmo“ und „Verde Más Allá“ untermauert. Seit 2017 tourt die Band auch hierzulande beständig durch die Clubs und konnte so eine größere Fangemeinde von sich überzeugen. Diese wird gerne auch zu „Ten Spins Round The Sun“ greifen, um das Mexicats-Flair zu Hause zu genießen.

 

Amaro Freitas: Rasif

Far Out Recordings

von Frank Keil

Der Pianist Amaro Freitas stammt aus Pernambuco im Nordosten Brasiliens. Bereits mit seinem Debütalbum „Sangue Negro“ (2016) hat er über seine Heimatstadt Recife hinaus auf sich aufmerksam gemacht. Zusammen mit seinen kongenialen Musikerkollegen Hugo Medeiros (Schlagzeug & Percussion), Jean Elton (Kontrabass) und Gastmusiker Henrique Albino (Saxophon, Flöte & Klarinette) legt er mit „Rasif“ einen neun Stücke umfassenden Nachfolger vor. Dabei werden sie ebenso von heimischen Musikstilen wie Maracatu, Frevo und Baião wie von Jazz (Chick Corea, John Coltrane und Charlie Parker) inspiriert. Zwischen „Dona Eni“ über die Singleauskopplung „Mantra“ bis hin zu „Afrocatu“ präsentiert sich das Quartett nochmals gereift. Aufgrund der wachsenden Erfolge in Brasilien bereitet sich Amaro Freitas derzeit auf seine erste Europa-Tournee vor, die noch 2018 stattfinden soll. Wer seine Freude an Moacir Santos oder Hermeto Pascoal findet, wird am Amaro Freitas Trio kaum vorbeikommen.