In Zeiten wo plötzlich der Klimawandel in aller Munde diskutiert wird sollte sich der Blick auch auf jene Lebewesen richten, die an dieser Debatte – zumindest nicht direkt – teilnehmen können: Tiere.
In pulsierenden Großstädten wie Lima, São Paulo oder Ciudad de Mexico ist es leicht zu vergessen, dass es sie überhaupt gibt. Welche Rolle spielen Tiere im Leben der Menschen und welche spielen die Menschen im Leben der Tiere? Leben wir in zwei unterschiedlichen Welten oder ist diese eine Welt lediglich entzweit? matices möchte sich in dieser Ausgabe den unterschiedlichen Facetten von Mensch-Tier Beziehungen widmen und euch einladen die Welt der Tiere besser kennenzulernen.
Zunächst werden wir euch heitere und interessante Mythen, die sich in verschiedenen Regionen Lateinamerikas um unterschiedliche Tiere ranken, vorstellen. Teilweise reichen diese weit in die Vergangenheit zurück, sind aber noch heute von Bedeutung. Dem König des Dschungels – dem Jaguar – das mitunter eindrucksvollste, gefürchtetste und auch berühmteste Tier der Amerikas wollen wir mit dem Artikel „Zwischen Feindbild und mythischer Gottes-Gestalt“ besondere Aufmerksamkeit schenken. Ebenso wie der Artikel “Tortugas de agua dulce de Uruguay” zeigt er die Gefahren einer Entfremdung und die Auswüchse neoliberaler Wirtschaftspolitik auf, die Tiere zum Objekt und zur Ware herabsetzen.
Doch gibt es auch Hoffnung. Das Interview mit dem Inhaber einer veganen Taqueria in Mexiko Stadt zeigt, dass ein Bewusstsein für den Wert von Tieren immer mehr Menschen erreicht. Wir erfahren wie sich in einem Land, in dem ein Großteil der Nationalspeisen Fleisch beinhaltet, eine vegane Taqueria trotzdem großer Beliebtheit erfreut. Auch das Lama, welches vor der Linse fast aller Touristen, die das südliche Amerika bereisen nicht fehlen darf, ist mehr als nur ein Touristensouvenir. In der Kosmologie der Inkas und der andinen Welt spielten und spielen die Nutztiere eine tragende Rolle. Das Wohlbefinden einer Herde bestimmte maßgeblich das Ansehen der Familie, die diese Tiere besitzen.
Persönliche und nahe Einblicke in unterschiedliche Perspektiven auf und Beziehungen mit Tieren geben unsere „voces directas“.
Tiere spielten immer schon eine tragende Rolle im Leben der Menschen in Lateinamerika: als Halbgötter und Gefährten, als Protagonisten in unzähligen Sagen und Mythen, als Feind und als Freund. Mit der Modernisierung und der Kolonialisierung schien dies zu kippen und langsam schwanden die Tiere aus dem Leben vieler Menschen, waren nur noch entfremdet auf ihren Tellern oder im Fernsehen zu erahnen. Umgekehrt nahmen die Menschen im Leben der Tiere jedoch umso mehr Raum ein – im wörtlichen Sinne. Innerhalb der letzten Jahre kam jedoch auch eine Gegenbewegung ins Rollen, selbst in Ländern Lateinamerikas und der iberischen Halbinsel, wo der Fleischkonsum besonders hoch ist. Mit dem Themenschwerpunkt „Menschen und Tiere“ möchten wir euch die unterschiedlichen Perspektiven auf Mensch-Tierbeziehungen nahebringen.
Gesellschaft - sociedad(e)
Extranjerización de la tierra en el Ecuador
Cantón Cotacahi - Por Marcelo Crespo Enríquez
+ „Widerstand bedeutet, den Kopf oben zu behalten“
Kampf um Freiräume und Selbstbehauptung in Mexiko
Interview von Judith De Santis
Kindersoldat*innen in Kolumbien. Opfer und Täter*innen?
Von Max Nahrhaft, Maria Rath, Sarah Ribbert und Tamara Vogel
Digitale Anprangerung in sozialen Medien in Mexiko
Zwischen Publikation und Denunziation. Von Arnold Cosa
Wer ist eigentlich? Marcela Cubillos Sigall
Von Sophia La Mela
Länderberichte
Mexiko, Spanien, Brasilien, Peru
Schwerpunktthema
Zwei Welten oder eine Welt entzweit? Mensch - Tier Beziehungen
Tiere in der Mythologie Lateinamerikas
Von verführerischen rosa Flussdelfinen und blutsaugenden Chupacabras
Von Rebecca Jungbluth
+Zwischen Feindbild und mythischer Gottes-Gestalt
Mensch-Jaguar Beziehungen in den Amerikas
Von Julia Brekl und Dana Elena Harms
Comida vegana en un país carnívoro
La historia de la taquería ‘Por siempre vegana’ en la Ciudad de México
Por Wiebke Rimkus
La Llama: de animal silvestre a símbolo de la vida
y su importancia de la llama en el mundo andino
Por Hugo D. Yacobaccio
Tortugas de agua dulce de Uruguay Víctimas del comercio ilegal
Von Ralf Streck
Die Legende vom Hahn von Barcelos
Von Nélson Pereira Pinto
Voces directas
Marcos Ezequiel Angeloni & Angelica Chincolef Huenuman
Kultur
Wie man dem Büro entkommt, ohne aus dem administrativen Takt zu geraten
Eine Werkschau von Ignacio Uriarte - Von Dirk Ufermann
Leidenschaft für das Schaupiel
Zur Ehrung von Antonio Banderas auf dem Filmfest München
Von Verena Schmöller
„Zeigen, wie unsere Kultur wirklich ist!“
Preisträgerfilme des 72. Locarno Film Festivals
Von Ute Mader
+Ghetto, Psychedelia und der Kampf für Minderheiten
Der elektronische Sound von Faauna im Wandel
Interview von Anne Lorenz
Flavia Coelho
Global-Pop mit brasilianischem Touch - Von Frank Keil
Rezensionen - reseñas - resenhas
Musik Rezensionen zu Koschitzki/ Pereira, Salvador Sobral und Ana Mazzotti
„Das Fremdsein steht mir bis hier“
+ Rezension zu Isabel Allende: Dieser weite Weg
Von Julius Hendricks
Jenseits von Gut und Böse
+Rezension zu Fernanda Melchor: Saison der Wirbelstürme
Von Jan Göthlich
El clásico: Die Kathedrale des Meeres“
Von Iliana Meier
In einem Land wie Mexiko existieren Gewalt und Schönheit nebeneinander. Krasse Gegensätze bestimmen den Alltag, der oft schwer zu bewältigen ist. Wie schaffen es die Menschen dennoch, sich herrschenden Strukturen zu widersetzen? Die Journalistin Alexandra Endres hat eine zweimonatige Reise durch Mexiko unternommen, um diese Menschen zu treffen und ihre Geschichten zu hören. In ihrem neuen Buch zu Mexiko erzählt sie von Mut und Widerstandskraft und erklärt dabei die aktuellen Themen und Konflikte des Landes.
Für die meisten indigenen Gemeinden im Amazonasgebiet ist der Jaguar mehr als nur ein Tier. Seit Jahrtausenden prägt der König des Dschungels Mythen und Spiritualität in Süd- und Mittelamerika. Auch auf Wappen, Geldscheinen und Markennamen wird der Jaguar noch heute als Symbol für Kraft und nationalen Stolz verehrt. Doch Inzucht, Wilderei und die Zerstörung des Regenwalds bedrohen zunehmend das Überleben der größten Raubkatze Amerikas. Auf der anderen Seite kämpfen Landwirt*innen mit der Präsenz des Jägers auf ihrem Land. Können Mensch und Jaguar miteinander im Einklang leben?
Sie sind frühe Pioniere der Cumbia Digital Bewegung. Jene scheppernde Folklore, aufbereitet mit elektronischen Beats, die in den 2000er Jahren die Clubs der ganzen Welt erobert hat. Im Juni waren sie zu Gast bei der Cumbia-Partyreihe Babilla Club. Dort haben sie ein rasantes Set abgeliefert und das Publikum mit offenen Mündern und verschwitzten T-Shirts zurückgelassen. Matices hat die Gelegenheit genutzt und dem Duo nach ihrer Show noch schnell fünf Fragen gestellt.