Die Leidenschaft des Reisens ist das
welseste Laster, welches die Erde kennt"
Bruno H. Bürgel
Dieser Leidenschaft scheint der Mensch schon seit langer Zeit nachzugehen. Nur so ist es zu erklären, dass man bei näherer Betrachtung der Thematik auf Berge von literarischen Produktionen stößt, die sich dem Reisen widmen. Unzählige Zeugnisse von Menschen, die die Meinung von Bürgel teil(t)en finden sich in Bibliotheken, Buchhandlungen und sicherlich auch bei jedem von uns - sei es in Form von Reiseführern oder Karl May-Geschichten - zuhause im Bücherschrank. Doch was versteht man denn eigentlich unter dem Begriff Reiseliteratur'? Ganz allgemein ist Reiseliteratur eine Sammelbezeichnung jeder Art literarischer Äußerung, die sich stofflich mit dem Bereich des Reisens befasst. Reiseliteratur scheint demnach ein sehr dehnbarer Begriff zu sein.
Tatsächlich reicht das Spektrum auch von wissenschaftlichen Reisebeschreibungen über Reiseführer, Handbücher und dichterisch ausgestaltete Reiseschilderungen -real oder fiktional - bis hin zum Reiseroman. Reise- und Entdeckungsberichte zählen sogar zu den ältesten literarischen Zeugnissen der Menschheitsgeschichte. Doch nicht jeder, der in die Fremdgegangen ist, war ein Entdecker im Sinne von Kolumbus. Gereist wurde auch aus religiösen Motiven (Pilgerreise) der Intention, Handel zu treiben. Bildungsreisen oder Reisen zum Zwecke der Erholung oder des reinen Vergnügens sind eine Erscheinung, die erst seitdem Ende des 19. Jahrhunderts viele Nachahmer findet. So unterschiedlich der Beweggrund des Reisenden und die Form der literarischen Verarbeitung der auf der Reise gemachten Erfahrungen auch war, so einte alle das Urelement jedes Reiseberichts, nämlich das Fremde und Andersartige dem Vertrauten bzw. dem Eigenen gegenüberzustellen.
Welcher wissenschaftliche Wert kommt eigentlich der literarischen Gattung von Reiseberichten zu? Das ist die Frage, die wir zu Eingang des Schwerpunktes in diesem Heft stellen. Hierauf folgt ein Querschnitt aus der Reiseliteratur verschiedener Jahrhunderte: Zuerst erfahren wir etwas über die Lebenssituation von Damen der kubanischen Oberschicht des 19. Jahrhunderts im Vergleich zu jener der Sklavinnen, bevor der Blick auf drei Deutschen ruht, die im 16. und 17. Jahrhundert ihre persönlichen Eindrücke aus Spanisch-Amerika der Nachwelt hinterlassen haben, Da eine sehr alte Form des Reisens, nämlich die Pilgerreise, in den letzten zehn Jahren wieder an Attraktivität gewonnen hat und sich dies auch auf die Buchproduktionen entsprechend auswirkt, wird kurz die Entwicklung des Jakobsweges in Spanien aufgezeigt. Welche Auswirkung der Massentourismus auf die Reiseliteratur hatte, steht dann im Mittelpunkt des letzten Beitrages. Den Abschluß bilden wie immer Rezensionen zu einigen ausgewählten Büchern, die sich sowohl mit der wissenschaftlichen als auch mit der unterhaltsamen Seite der Thematik befassen.
die Redaktion
Politik und Wirtschaft
Kolumbien im Sog der Attentate vom 11. September 2001
Kathy Ziegler
Neun Monate später: Fox' magere Bilanz
Maik Zarandi
El costo del salto a la aldea global
Alvaro Silvera
Länderberichte: Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Ekuador, Haiti, Kuba, Mexiko, Nicaragua, Peru, Portugal
Schwerpunkt: Reiseliteratur
Bedeutung und Stellenwert von Reiseberichten
Walther L. Bernecker
Ganz oben und ganz unten: Das Leben von Aristokratinnen und Sklavinnen auf Kuba aus Sicht von europäischen Reisenden des 19. Jahrhunderts
Ulrike Schmieder
Von Eroberern und Sklaven. Deutsche Amerikareisende im 16. und 17. Jahrhundert
Andrea Weindl
Pilgerreisen nach Santiago de Compostela: Katharsis, New Age Erfahrung oder Massenevent
Sabrina Glasbrenner
Schöne Ferien!
Maria Mester
Bücher zum Thema "Reiseliteratur"
Kultur
Na morte de Jorge Amado
Joaquim Peito
Escrever é dar uma voz a quem não tem voz. Entrevista com Teolinda Gersão
Judith Moser-Kroiss
Von Fußballspielen und Kriegsschauplätzen. Neue Filme aus Spanien und Argentinien
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Ainda gostaria de viver um dia na Alemanha...". Entrevista com Chico César
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Daniela Mercury - Die Königin der Axé-Musik
Torsten Eßer
Plattenkritiken
Bücher