Argentinien an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

Ausgabe 97: Amazonas
Ausgabe 97: Amazonas

 

Argentinien: Sofort fallen einem Tango, Steaks und Evita ein. Aber dieses Land, das im letzten Jahrhundert das Ziel hunderttausender hauptsächlich südeuropäischer Emigranten war, die dort ihre Träume zu verwirklichen suchten (hacerse américa), hat viel mehr zu bieten.

 

Von der bolivianischen Grenze, wo die letzten indigene Argentiniens leben, bis Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt sind es rund 3.700 Kilometer. Auf dieser Strecke finden sich u.a. tropischer Urwald, Wüste, Pampa und Gletscher. Und natürlich die Menschen die diese Naturräume auf unterschiedlichste Art besiedelt haben und die unermesslichen Naturschätze (Holz, Wolfram, Kupfer, etc.) ausbeuten. Dieser natürliche Reichtum und das hohe Bildungsniveau führten dazu, daß Argentinien um 1910, gemessen am Lebensstandard, zu den zehn führenden Staaten der Erde zählte. Noch 1929 schrieb der spanische Philosoph José Ortega y Gasset: ,,Der außergewöhnlich fortgeschrittene Zustand des argentinischen Staates zeigt, was für ein großartiges Selbstverständnis das argentinische Volk hat. [Es ist] ein Volk mit imperialer Bestimmung"

 

Danach ruinierten politische Gewalt und korrupte (Militär-)Regierungen das Land. Fast das Einzige, was das Land in dieser Zeit zur Menschheitsgeschichte beitrug, war die Verfeinerung der Foltermethoden (aus Argentinien stammt die picana, ein Elektroknüppel, der ursprünglich zum Viehtrieb verwendet wurde).

 

1983 endete dann das blutigste Kapitel in der Geschichte Argentiniens. Rund 30.000 Menschen fielen von 1976 an dem Terror der verschiedenen Militärdiktaturen zum Opfer. Die anfängliche Entschlossenheit der neuen demokratischen Regierung bei der Verfolgung der Verbrechen der Militärs, wich bald einer 'pragmatischen' Betrachtung. Unter dem Druck der Militärführung wurden die 'Schlusspunkt Gesetze' verabschiedet, faktisch eine Generalamnestie für alle von staatlicher Seite verübten Verbrechen aus der Zeit der Diktatur. Das Ziel war die "nationale Versöhnung" die nicht gelang. Das argentinische Volk leidet noch immer unter diesem Zustand und betreibt mehr oder weniger stille Gewissenserforschung.

 

Wohin treibt dieses 'Schwellenland' an der Schwelle zum 21. Jahrhundert? Bleibt es ein Land an der Peripherie oder schafft es den Sprung in das Zentrum einer zunehmend globalisierten Welt? Unsere Autoren nehmen auf verschiedenen Gebieten (Wirtschaft, Medien, Filme, etc.) dazu Stellung. Natürlich können nur Einblicke gewährt werden, die aber vielleicht dazu beitragen, das Land und die Menschen besser zu verstehen über die Borges einst schrieb: .Für den Europäer ist die Welt ein Kosmos, in dem jeder mit seiner Tätigkeit innerlich übereinstimmt - für den Argentinier ist sie ein Chaos." 

 

die Redaktion

 

Inhaltsverzeichnis

Politik

 

Spezial: Argentinien an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

Kultur

 

Bücher

  • Belén Gopegui: La conquista del aire
  • Klaus Küpper (Hrsg.): Bücher zu Lateinamerika
  • Paulina Chiziane: Wind der Apokalypse
  • Catherine Cowan/Mark Buehner: Meine Welle
  • Alex Garland: Zé Inocência
  • As aventuras extra ordinárias dum falo barato
  • V.A.: Portugiesische Grammatik / Grammatik der portugiesischen Sprache