Liebe Leser*innen,
in dieser Ausgabe widmen wir uns einem wichtigen Thema, das bis vor nicht all zu langer Zeit fast ausschließlich in wissenschaftlichen
Kontexten schlummerte und welches nun endlich immer häufiger auch im Alltag an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewinnt:
Dekolonisierung, koloniale Kontinuitäten und Postkolonialismus. Spätestens seit dem Mord an George Floyd und dem Zuwachs der
Black Lives Matter-Bewegung machen etliche Beiträge im Social Media auf weiße Privilegien, Rassismus und seinen Ursprung in der
Kolonialgeschichte aufmerksam.
Auch wenn wir uns offiziell nicht mehr in der Zeit des Kolonialismus befinden, so lebt sein Denken,
Fühlen und Handeln fort. Die weltweiten Proteste der letzten Wochen verbreiteten unter anderem das Umdenken und einen neuen,
kritischen Umgang mit Statuen von einstigen Sklavenhändlern und Kolonialherren. So wurden beispielsweise Kolumbusstatuen nicht
nur wie schon so lange in lateinamerikanischen Ländern verwüstet oder zerstört, sondern auch in den USA und Europa stürzten
Demonstrant*innen Kolumbusdenkmäler um. Mittlerweile wurden auch unter Beschluss von lokalen Politiker*innen einige Statuen,
die Kolonialverbrecher ehrten, abgenommen oder kritisch sichtbar kontextualisiert. Auch das Kollektiv El descubrimiento de Europa, denen wir unser Titelbild zu verdanken haben, setzen sich mit dieser Thematik kritisch auseinander.
Das Abreißen von Statuen ist allerdings nur ein Teil der Dekolonisierung. Das Ausbrechen auskolonialen Strukturen ist wesentlich komplexer, da koloniale Kontinuitäten in allen erdenklichen Lebensbereichen zu finden sind. Von eurozentrischem Denken an den Universitäten, sich als weiße Person tief mit #pachamama verbunden fühlen, Tragen von „aztekischen“ Mustern, über Landraub und Extraktivismus, bis hin zu Spendenplakaten und dem Begriff „Entwicklungshilfe“ – alles darf dekolonisiert werden.
So haben auch wir in unserer Redaktion versucht, möglichst verschiedene Beiträge und Perspektiven in unser Special aufzunehmen. Euch erwartet ein Interview darüber, was Dekolonisierung genau bedeutet und warum es wichtig, ist im Kontext Lateinamerika darüber zu sprechen. Außerdem geht es darum, wie Sprache koloniale Kontinuitäten aufweisen kann und inwiefern Musik dekolonisiert werden sollte. Auch ein Blick nach China in Bezug auf Dekolonisierung und Portugal ist unabdingbar. ¡descolonicémonos! fordert auch die Initiative12 de Octubre Nada Que Celebrar. In den USA und auch in Ländern Lateinamerikas ist der spanische Nationalfeiertag auch als Columbus Day bekannt. Warum eine dekoloniale Perspektive notwendig ist, erklärt sich von selbst.
Wir danken Euch allen für Eure Spenden, denn ohne diese würdet Ihr diese Ausgabe jetzt nicht in den Händen halten können!
Auf einen anregenden und weiterführenden gemeinsamen Austausch zum Durchbrechen kolonialer Strukturen!
Eure matices Redaktion
Gesellschaft:
ETAs Exil in Mexiko
Die außenpolitische Dimension eines innerstaatlichen Konflikts
von Saranda Frommold
Gegen das Vergessen und den Bergbau
Wie indigene Gemeinden im Vaupés mit Kulturerbe ihre Selbstbestimmung zurückerkämpfen
von Julia Brekl
O Reino do alívio? Sobre a
política interior e exterior portuguesa
Entrevista por Raban Brauner
Retrospectiva a lo indígena
El significado de la migración interna para los cambios políticos en Bolivia
por Dra. Carmen Ibáñez
+ Der lange Schatten der Militärdiktatur
Brasiliens Umgang mit der Vergangenheit
von Mareike Bödefeld
Wer ist eigentlich?
Manuela D‘Ávila
por Raquel Novais
Länderberichte
Venezuela, Bolivien, Peru, Guatemala
Schwerpunktthema: Decolonicémonos
Was ist eigentlich Dekolonisierung?
Interview mit María Cárdenas
+ Descolonicémonos: En el Estado español el 12 de octubre no hay nada que celebrar
Resistimos con y por la fuerza de los pueblos originarios y la Madre Tierra
por Asamblea Plaza de los Pueblos Madrid
Muerte a Bach
Cosmogonias musicales por fuera del centro euroblanco
de Bárbara Taboada
Dekolonialisierung des Undekolonialisierbaren durch Bewegtbild: Macau
von Cheong Kin Man und Charlotte Schmidt
El neocolonialismo en la comunicación latinoamericana
Resistimos con y por la fuerza de los pueblos originarios y la Madre Tierra
por Eduardo Muro
Voces directas
Mireia Gòdia Martí & Viviana Cuevas
Kultur:
Künstliche Paradiese
Joaquín Sorolla als Maler der Gärtner
von Dirk Ufermann
Reimen für das Glück
von Frank Keil
Las Curanderas
Mujeres mayas resistiendo la violencia y buscando la sanación por medio del teatro
por Nathalia P. Hernández Ochoa
Traum und Transformation
Filme aus Lateinamerika und der Berlinale
von Sonja Hofmann
"Den chilenischen Teil von Raúls Kino bewahren"
Interview mit der Filmemacherin Valeria Samlento
von Verena Schmöller
Roter Staub
Mosambik am Ende der Kolonialzeit
Von Dana Elena Harms
Laurentino Gomes
Escravidão - Volume I: Do primeiro leilão de cativos em Portugal até a morte de Zumbi
por Raquel Novais
+El Clássico: La silla del águila
Von Gabriel Castillo
50.000 Inhaftierte, 100.000 im Exil, 4.862 ohne politisches Mandat, 245 Studierende von der Universität verwiesen - das ist die Bilanz aus 21 Jahren Militärdiktatur in Brasilien. Wie ist das Land mit seiner Vergangenheit umgegangen und wie steht es heute dazu?
Auch 35 Jahre nach dem Ende der Militärdiktatur ist die Aufarbeitung von Menschenrechtsverletzungen in Brasilien nicht abgeschlossen. Im Vergleich zu anderen Staaten Lateinamerikas hat die brasilianische Diktatur mit 21 Jahren am längsten gedauert, von 1964 bis 1985. Zugehörige der Arbeiter*innenklasse, die ehemalige Präsidenten Brasiliens Juscelino Kubitschek und João Goulart, sowie Intellektuelle
und Künstler*innen formten die Widerstandsbewegungen, beispielsweise durch kritische Sambalieder. Die militärischen Machthaber*innen versuchten, den Widerstand durch verschiedene institutionelle Akte so klein wie möglich zu halten. So wurde der Opposition zum Beispiel nur gestattet, eine einzige Partei zu bilden. Viele der am Widerstand beteiligten Akteur*innen wurden in Brasilien zu Opfern des erzwungenen Verschwindenlassens. Sie wurden inhaftiert und gefoltert. Ein Großteil ist bis heute nicht gefunden worden.
En España el 12 de octubre es un día festivo y feriado - el Día de la Hispanidad como fiesta nacional del país. Esta celebración tiene sus orígenes en la llegada de Cristobal Colón al continente americano el 12 de octubre de 1492:, el llamado “descubrimiento” desde una perspectiva para muchas personas con pensamiento eurocéntrico, el comienzo de muchos genocidios desde la perspectiva decolonial. La Asamblea Plaza de los Pueblos en Madrid critica fuertemente las celebraciones de ese día en España y el mundo. En este artículo presentan su trabajo político con su colectivo descolonicémonos - 12 de octubre nada que celebrar..
Leandro Roque de Oliveira, kurz Emicida genannt, ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten bra- silianischen Rapper. Der 1985 in São Paulo geborene Künstler blickt auf eine Reihe von Veröffentli- chungen zurück. Jetzt erscheint mit „AmarElo“ (Sterns Music/Broken Silence) seine neue CD, inspiriert vom 1989 verstorbenen Schriftsteller Paulo Leminski, der zu Lebzeiten bereits mit Caetano Veloso zusammengearbeitet hat.
Laurentino Gomes
Escravidão –Volume I: Do primeiro leilão de cativos em Portugal até a morte de Zumbi
Roter Staub
Mosambik am Ende der Kolonialzeit
La Silla del Águila: una sátira de la política mexicana (y probablemente mundial) con tintes de telenovela.
La historia transcurre en el México del año 2020, pero como lo imagina Carlos Fuentes desde la lejanía del 2003. Si bien en este relato no hay mención sobre el infame virus que se ha tomado la agenda mundial estos últimos meses, la historia que nos cuenta Fuentes parece ser no tan lejana a la realidad actual.
Carlos Fuentes La silla del águila 2003
Alfaguara
384 Seiten